„The fight must go on!“ – ab jetzt ohne ihn

Eduard Bernhard, eine große Gestalt der deutschen Umwelt- und Anti-Atom-Bewegung, verstarb nach langer Krankheit

FRANKFURT/MAIN taz ■ Eduard Bernhard ist tot. Wie gestern bekannt wurde, starb der unermüdliche Kämpfer für den Umweltschutz schon am letzten Mittwoch im Alter von 80 Jahren nach langer Krankheit – genau am 21. Jahrestag der Reaktorkatastrophe von Tschernobyl. In die Ukraine und dort in das verstrahlte Dorf Narodici war der passionierte Atomkraftgegner schon 1987 gereist. Immer wieder habe er von seinen Erlebnissen berichtet, erzählt sein Mitstreiter Michael Rothkegel vom BUND Hessen. Beim BUND war Bernhard auf Bundesebene aktiv, in seinem Heimatverband Bayern und im Kreisverband Aschaffenburg. Der kriegsversehrte Mann mit der Lederhand gehörte dem Bundesvorstand des Bundesverbandes Bürgerinitiativen Umweltschutz an, war Mitglied in der Störfallkommission der Bundesregierung für nichtnukleare Industrieanlagen.

Ein klassischer Schreibtischfunktionär aber war Bernhard nie. Bei Demonstrationen war er immer in der ersten Reihe zu finden, bei unzähligen Kundgebungen oft der leidenschaftlichste und sachkundigste Redner. Nicht zuletzt seinem Engagement ist es zu verdanken, dass im „Atomdorf Hanau“ mit seinen „extrem störanfälligen“ Fabriken zur Brennelemente-Herstellung vor zehn Jahren alle Lichter ausgingen. Zuvor schon hatte Bernhard erfolgreich den avisierten Bau von Block C in Biblis und den einer Wiederaufarbeitungsanlage (WAA) in Nordhessen mit verhindert. Bürgerinitiativen in Gründung stand er als „Geburtshelfer“ bei. Die legendäre Initiative Umweltschutz Hanau etwa war sein „Baby“ und das von Elmar Diez.

Auf ungezählten Hauptversammlungen von Großkonzernen verschaffte sich der kritische Aktionär Eduard Bernhard mit Sachverstand und rhetorischem Geschick Respekt bei Vorstandssprechern und Aufsichtsräten. Ob bei Siemens, RWE oder früher noch Hoechst: kaum eine HV ohne „Eddy“, wie ihn seine Freunde nannten. Und ehe nicht alle seine oft bohrenden Fragen beantwortet waren, entließ er keinen Konzernchef vom Podium. Mit der gleichen revolutionären Geduld und Zähigkeit ging er auch Journalisten an – und manchmal auch auf den Wecker. „Bitte schreiben Sie: Wir protestieren auf das Schärfste“, gehörte zu seinen bevorzugten Einlassungen. Noch im Januar nahm er den Kampf gegen das geplante Kohlekraftwerk Staudinger auf und entdeckte gleich Fehler in den Genehmigungsunterlagen. „The fight must go on!“, war oft sein Abschiedsgruß am Telefon. Ab sofort leider ohne ihn. KLAUS-PETER KLINGELSCHMITT