Vattenfall legt drauf

Energiekonzern kündigt Preiserhöhung von 6,5 Prozent an. Scharfe Kritik von Verbraucherschützern und Senat

Vattenfall erhöht ab dem 1. Juli die Strompreise. Privat- und Gewerbekunden werden 6,5 Prozent mehr zahlen, kündigte der Energiekonzern gestern an. Für einen Berliner Haushalt, der den Tarif Berlin Klassik gebucht hat und im Jahr 2.300 Kilowattstunden verbraucht, stehen etwa am Monatsende knapp 2,50 Euro mehr auf der Stromrechnung.

Vattenfall begründet die Verteuerung mit gestiegenen Beschaffungskosten. „Vor allem die Aufwendungen für den Stromeinkauf für 2007 hatten sich im Laufe des Jahres 2006 deutlich erhöht“, heißt es in einer Pressemitteilung. „So kletterten die Preise an der Strombörse EEX in Leipzig gegenüber dem Vorjahr um durchschnittlich 34 Prozent.“ Gleichzeitig benennt das Unternehmen seine Tarife um – Berlin Klassik heißt künftig etwa Berlin Basis.

Die Erhöhung wird von Verbraucherschützern und Senat scharf kritisiert. „Wir haben den Eindruck, dass es bei der Umbenennung vor allem darum geht, die Erhöhungen zu verschleiern“, sagt Bernd Ruschinzik von der Verbraucherschutzzentrale. „Außerdem ist es gewagt, dass Vattenfall, ein wichtiger Stromproduzent, als Argument ausgerechnet die Strombörse Leipzig anführt.“ An der Börse verkaufen Energiekonzerne Überkapazitäten. Der Handelsplatz geriet im März nach einer Veröffentlichung interner Daten in die Schlagzeilen. Sie legten den Verdacht nahe, die Stromversorger trieben an der Börse künstlich die Einkaufspreise hoch.

An der Strombörse gebe es „keinen wirklichen Wettbewerb“, kritisierte Wirtschaftssenator Harald Wolf (Linkspartei). „Die Preise an der Strombörse betragen teilweise das Doppelte der Produktionskosten. Diese überhöhten Preise an die Verbraucher weiterzugeben, ist nicht zu rechtfertigen.“ Vattenfall versorgt 1,7 Millionen Privatkunden und 100.000 Gewerbekunden mit Strom. ULRICH SCHULTE