Schnörkellos und mit einem Faible für Schauwerte: Paul Verhoevens Spielfilm „Black Book“

Im Mittelpunkt von „Black Book“ steht Rachel, eine junge holländische Jüdin (Carice van Houten). Ihre gesamte Familie wird zu Beginn des Films von Nazis erschossen, von diesem Moment an überstürzen sich die Ereignisse: Rachel schließt sich dem Widerstand in Den Haag an, arbeitet undercover im Nazi-Hauptquartier, verliebt sich in den SS-Offizier, den sie bespitzeln soll, und gerät dabei in ein undurchdringliches Geflecht aus Verrat und Mord, aus dem niemand mit weißer Weste hervorgeht. Verhoeven inszeniert schnörkellos, schnell und mit einem Faible für Schauwerte. Für Erklärungen und Subtilitäten nimmt er sich keine Zeit, dafür macht er sichtbar, was in vielen anderen Filmen zum Thema Nationalsozialismus der Diskretion anheimfällt. So hat „Black Book“ gerade wegen seiner B-Picture-Qualitäten eine erfrischende Aufrichtigkeit, und man fragt sich verblüfft, ob Geschmacklosigkeit, Drastik und die Logik der Exploitation nicht bessere Mittel sind, die Gräuel des Nationalsozialismus ins Bild zu setzen, als die Konventionen des sorgfältig gemachten Arthouse-Kinos.

„Black Book“, Regie: Paul Verhoeven. Mit Carice van Houten, Sebastian Koch, Thom Hoffmann u. a., Holland 2006, 142 Min.