Immer das alte Strickmuster

betr.: „Allianz der Heuchler“

Warum sollte ein schwul-lesbisches Kulturfestival denn im Nachtclub eines Puffs stattfinden? Warum sollte ich mich als Frau dorthin begeben, wo mit extrem frauenverachtenden Marketingstrategien männliche Kundschaft geworben wird? Warum sollte ich diesem Kölner Laufhaus, das den Männern kostenlose Abspritzgarantie beim „Blow-Job-Day“ verspricht und mit „Frischfleisch“ aus der Ukraine wirbt, den Platz in der Mitte der Gesellschaft einräumen?

Feddersen bemüht die alten Bilder: Fundamentalfeministinnen und Klerus ziehen zu Felde gegen die moderne Welt mit ihren modernen Bordellen. Kritikerinnen werden als sexualfeindlich dargestellt. Immer das alte Strickmuster: Wer sich über Sexismus aufregt, wird als ewig gestrig und heuchlerisch etikettiert.

Die „Allianz der Heuchler“ vermute ich indes eher im Informantenkreis des fragwürdig recherchierenden Publizisten. Schon ein Blick in das Gästebuch des Sommerblutfestivals zeigt, dass sich sehr viele unterschiedliche Stimmen beiderlei Geschlechts differenziert zu Worte melden. Wie kommt Jaf dazu, die Kritik als „besinnungslose Raserei“ zu bezeichnen? Ich und viele andere sind weder besinnungslos noch wahnsinnig. Wir beziehen Stellung gegen die Wahl eines Bordells als Austragungsort für Kulturveranstaltungen. Die Gründe sind benannt, die Haltung ist klar.

CAROLINA BRAUCKMANN, Köln