vorwand für die razzia
: „Autonome in Bewegung“

Natürlich, es gibt keinen Autor, zumindest keinen greifbaren. „Autonome in Bewegung“, der Text-Bild-Band, der unter anderem den Vorwand für die Razzia im Buchladen Schwarze Risse und beim „Umbruch“-Archiv hergeben musste, trägt auf dem Cover den Namenszug „Grauwacke“. Das ist, so verrät die innere Umschlagsseite, das „gebräuchliche Material für Pflastersteine“. Nun gut, aber deshalb gleich „terroristische Vereinigung?“

Noch absurder ist der Vorwand, weil das indizierte Buch sogar ein richtiges Impressum hat. Herausgegeben ist es von der „Assoziation A“, jenem Verlag, zu dem auch Schwarze Risse gehört. Und wirklich: Schämen muss sich der Verlag für diese Geschichte der autonomen Bewegung nicht. Im Gegensatz zu vielen Pamphleten der linksradikalen Szene, die vor Selbstgewissheiten nur so strotzen, sind die Texte in diesem Buch nicht nur lesbar, sie vermitteln auch etwas von dem, was die Autonomen lange Zeit politisch ausgemacht hat: sich einmischen und nicht an die Regeln halten.

Das wurde dem Buch übrigens schon einmal zur Last gelegt. Vor einem Jahr wollte Bundesfamilienministerin Ursula von der Leyen „Autonome in Bewegung“ auf dem Index wissen. Beanstandet wurden Textpassagen über Militanz und ihre Bewertung in der Szene. Würde das Schule machen, unkte der Verlag, müssten viel Sachbücher und Romane auf den Index. Am Ende wurde der Antrag abgeschmettert.

Nun also der zweite Versuch. Diesmal geht es um die IWF-Kampagne 1988. Auch da gab es Militanz, die im Buch beschrieben wird. Aber das sind Geschichten aus einem Geschichtsbuch. Was das mit Terrorismus zu tun hat, wissen wohl nur die Bundesanwälte.

Übrigens: Beschlagnahmt wurde vorgestern auch die Ablehnung des ersten Kriminalisierungsversuchs. Wahrhaft konspiratives Material. UWE RADA