kabinenpredigt
: Sarah BSC

Angeblich war das, was am Samstag gespielt wurde, das sogenannte versöhnliches Ende einer mittelmäßigen Saison. Das ist so eine Aussage, die ich nicht nachvollziehen kann. Nur weil Herthas Mannschaft ausnahmsweise mal mitgespielt hat, statt wie so oft in den vergangenen Monaten gelangweilt in der Nase zu bohren und sich am Hintern zu kratzen, spricht man gleich von Versöhnung? Aber egal, das ist vorbei, abgehakt und wird sich so nicht mehr wiederholen.

Denn in der kommenden Saison wird sich bei meinem Lieblingsverein einiges ganz gewaltig verändern. Das liegt hauptsächlich an einer nicht grade unbedeutenden anonymen Geldspende, die dem Verein zugegangen ist. Dadurch kann Hertha einen Großteil des Schuldenbergs abtragen – und das verschafft einfach schon mal ganz andere Möglichkeiten. Verbunden mit dieser Spende ist allerdings die Auflage, dass Manager Hoeneß keine Spielerkäufe mehr tätigen darf. Eine extrem vernünftige Forderung, die dem Verein nur guttun kann.

An Hoeneß’ Stelle wird ab sofort nämlich eine Frau für Hertha die Personalentscheidungen treffen. Und die bringt gleich zu Anfang einen neuen Trainer ins Spiel. Zuerst wird sie natürlich verlacht von dem Männerbund der deutschen Sportjournalisten. Doch schon nach den ersten Spielen wird sich diese Verpflichtung als ganz großer Glücksfall herausstellen, und die Herren Journalisten werden, wie die Fähnlein im Winde, umschwenken und plötzlich der Meinung sein, dass sie schon lange dafür waren, Frauen im Fußball mehr Macht zu geben. Geschenkt, meine Herren, geschenkt.

Denn Hertha wird wie ein Phönix aus der Asche der Mittelmäßigkeit aufsteigen und das machen, was eigentlich schon immer geschehen sollte: Sie werden Fußball spielen. Und wie! Dass sich im Laufe der Saison der erste schwule Spieler in der Bundesliga ausgerechnet bei Hertha outen wird, gibt der ganzen Sache noch einen zusätzlichen Schwung, denn dieser Stürmer ist einfach großartig. Ein äußerst angenehmer Nebeneffekt dieses Outings ist die plötzliche Interesselosigkeit der rechten Fan-Zecken an Hertha. Dadurch ändert sich die Stimmung bei Heimspielen entscheidend: Es wird viel bunter, lustiger, voller, und auch die Fangesänge sind auf einmal originell statt blöde.

Gut, das ein oder andere Spiel wird natürlich trotzdem verloren, aber gegen Hertha werden alle anderen Mannschaften im Großen und Ganzen blass bleiben.

Ihr glaubt, das wären alles nur Spinnereien? Abwarten, sage ich da, einfach nur abwarten.

SARAH SCHMIDT