LTU erhöht Lärmpegel in Tegel

Ungeachtet des geplanten Flughafen-Ausbaus in Schönefeld soll der Start- und Landeverkehr in Tegel ausgeweitet werden. LTU verlagert dafür sogar Flüge nach Tegel, die bisher von Schönefeld starten

VON WALTRAUD SCHWAB

Die Geschäftsführung der Berliner Flughäfen erwartet, dass das Passagieraufkommen auf dem Flughafen Tegel dieses Jahr um zwei Millionen auf 13 Millionen Fluggäste ansteigt. Diese Zahl nannte Rainer Schwarz, der Sprecher der Geschäftsführung der Berliner Flughäfen bei einer Pressekonferenz im Roten Rathaus. Die fast 20-prozentige Steigerung für den Flughafen Tegel sei ein Zeichen dafür, dass Berlin als Drehkreuz des internationalen Flugverkehrs immer attraktiver werde.

Einer der Anbieter, der zur verstärkten Nutzung des Standorts Tegels beiträgt, ist LTU. Das Düsseldorfer Unternehmen wird ab November Direktflüge von Tegel nach Bangkok und nach Florida anbieten. Zudem soll das Karibik-Programm ausgebaut werden. LTU wird Tegel deshalb zur Heimatbasis für einen Airbus machen. Da jedes stationierte Flugzeug, so Jürgen Marbach, geschäftsführender Gesellschafter von LTU, 100 Arbeitsplätze nach sich zöge, freut sich auch Klaus Wowereit. Der Regierende Bürgermeister bescheinigt der Hauptstadt und seiner Entwicklung zum Luftfahrt-Drehkreuz „hervorragende Zahlen und Steigerungsraten“. Ungeachtet jeder Klimadebatte.

„Wir etablieren uns nun auch qualitativ als drittgrößter Flughafen in Deutschland“, sagt Schwarz. Ob er mit „wir“ alle Flughäfen meint oder nur Tegel, ist unklar. Klar hingegen ist, dass die LTU hinfort auch alle Flüge, die jetzt noch von Schönefeld aus gehen, zukünftig von Tegel aus abwickeln will. Auf die Frage, warum nicht andersherum, antwortet der LTU-Chef: Für touristische Zwecke sei Schönefeld gut, für Geschäftsleute aber sei in Tegel die „Convenience“ höher. Ob ihm klar sei, dass das Tegel-Intermezzo spätestens 2012 beendet sein soll? „Das ist mir klar.“ Die Antwort trägt zur Erheiterung der Journalisten bei.

Auf die Frage, wie viel mehr Starts und Landungen mit der Zunahme des Flugverkehrs verbunden sind, meint Schwarz strategisch: Es gäbe keine neuen Slots, sie würden lediglich optimiert und besser genutzt. Slots sind Zeitfenster, in denen eine Fluggesellschaft einen Flughafen zum Starten oder Landen benutzen kann. In klarer Sprache: Es wird in Zukunft mehr Starts und Landungen von Tegel aus geben, aber Schwarz sagt nicht, wie viele. Auf die Frage, ob denn jemand die 200.000 Berliner und Berlinerinnen in der Tegeler Einflugschneise im Blick habe, die jetzt schon sehr unter der Lärmbelästigung leiden und die durch die Ausweitung des Flugverkehrs noch stärker von Lärm und Dreck betroffen sein werden, meint der LTU-Vertreter: Alte Topolews seien lauter als ein Airbus.

Für die Belastung der BerlinerInnen durch Fluglärm scheint niemand zuständig. In der Senatsverwaltung für Gesundheit, Umwelt und Verbraucherschutz werden zwar gerade Lärmkarten für Berlin erstellt, weil die EU das fordert. Konsequenzen allerdings werden frühestens 2008 gezogen, wenn auch ein Lärmminderungsplan vorgestellt werden muss. Wie der für Tegel aussieht, ist offen.