Kaum Kritik am schwarzen Block

Heute findet in Bremen eine Kundgebung zum G 8-Gipfeltreffen statt. Die Gewaltfrage soll dort zumindest angerissen werden, eine Distanzierung von Steinwerfern lehnen Bremer Linke aber ab

von Eiken Bruhn

Die Gewaltakte auf der G 8-Demonstration am Samstag in Rostock sollen heute Thema auf einer Bremer Kundgebung zum Gipfeltreffen in Heiligendamm sein. „Als Linke müssen wir uns damit auseinandersetzen“, sagte der Anmelder der Demonstration, Tobias Helfst, Mitglied eines lokalen G 8-Bündnisses. Er halte es für „fatal“, wenn nach solchen Demonstrationen nur noch über die Gewaltbereitschaft der Autonomen gesprochen würde und nicht mehr über die Kritik an der Politik der G 8-Staaten. „Es ist eine Schwäche der Linken, dass sie es nicht schafft, souverän mit Polizeigewalt umzugehen“, sagte Helfst.

Distanzieren von denjenigen, die in Rostock PolizistInnen angegriffen haben sollen, wolle er sich aber ausdrücklich nicht. Eine solche „Entsolidarisierung“, wie er es nannte, würde bedeuten, dass man sich dem Druck beugen würden, in „gute“ und „schlechte“ Protestformen zu unterscheiden. „Darüber möchten wir aber selbst entscheiden.“ Er erinnerte an die Demonstration im November gegen NPD-AnhängerInnen in Gröpelingen. Damals hatten DemonstrantInnen eine Polizeiabsperrung durchbrochen, woraufhin die Rechtsradikalen ihren geplanten Aufmarsch nicht fortsetzen konnten.

Auch Mathias Hinderer, Bildungsreferent bei der Bremer DGB-Jugend, hält eine Distanzierung nicht für notwendig. „Das war kein schwarzer Block von 2.000 Menschen, sondern ein paar Bekloppte“, sagte Hinderer, der selbst am Rostock demonstriert hat. Die Reaktion der Polizei bezeichnet er als „unangemessen“, die zu einer Eskalation geführt habe. Problematisch findet er, dass in den Medien jetzt vor allem über die Proteste berichtet würde. Das sei ein gefundenes Fressen: „Es kommt ja auch wenig Inhaltliches auf dem Gipfel rum, wenn man sich zum Beispiel die armseligen Zusagen für Entwicklungshilfe anguckt.“ Außerdem würde es jetzt so wirken, als seien die Razzien vor einigen Wochen in linken Wohnprojekten und Einrichtungen unter anderem in Bremen sowie die Versammlungsverbote in Heiligendamm gerechtfertigt gewesen.

Die heutige Kundgebung hat das Stadtamt ohne Auflagen genehmigt, die Polizei will „aufmerksam schauen“, so ein Sprecher. Wahrscheinlich werde es heute eher ruhig zugehen, glaubt Hartmut Drewes vom Bremer Friedensforum. „Da kommen vor allem die daheim gebliebenen älteren Herrschaften“, sagt der pensionierte Pastor, der am Samstag in Rostock war, „wir sind nicht mehr so aggressiv“. „Ausgrenzen“ helfe niemand, sagt er, „man muss miteinander reden“. Am 15. Juni um 20 Uhr besteht dazu die Gelegenheit: Im Paradox hat das lokale G 8-Bündnis ein Nachbereitungstreffen geplant.

Kundgebung heute um 17 Uhr an der Domsheide (Glocke).