kommentar
: Besoffenere Elche?

Schweden wurde vom EU-Gerichtshof verurteilt, seine strikten Antialkoholgesetze aufzuheben. Misslich!

Im vorigen Herbst fanden sich auch in hiesigen Zeitungen putzige Meldungen, denen zufolge Elche in Schweden unter Apfelbäumen aufgefunden wurden – bewegungsarm, weil zugedröhnt vom Fallobst, unfähig, noch einen Schritte zu tun. Sie waren sehr zufrieden inmitten obergäriger Früchte.

Gegen die Natur sei das, wetterten Zoologen. Christliche Abstinenzler des Landes glauben nun auch den Schweden als solchen auf abschüssiger Bahn nach einem Urteil, das der Europäische Gerichtshof gestern sprach. Künftig werde für SchwedInnen der Import von Alkoholika am staatlichen System der sogenannten Systembolaget vorbei erlaubt – jedeR dürfe Wein, Bier & Schnaps einführen, ohne dass Gesundheits- und Zollbehörden ihnen auflauern können.

Das ist einerseits eine gute Nachricht, denn der freie Warenverkehr ist ja die Idee der EU. Obendrein ist abzulehnen, dass der Staat eine moralische Behörde zur Drosselung der Trinkerei zu sein hat – und der schwedische Staatsalkoholdirigismus ist ja extrarabiat.

Andererseits weist dieses Land europäisch die geringste Rate an Alkoholkranken auf. Gut so. Doch in Zukunft muss der Schwede auch ohne Staatsbehütung lernen, nur in Maßen zu trinken. Offen bleibt nur eine Frage: Weshalb verfolgt die EU RaucherInnen schärfer als Alkoholzugeneigte? Liegt es daran, dass Zigaretten wie die Antithesen zum kontinental grassierenden Gesundheitswahn aussehen? Und die gesundheitliche Gefahr von Alkohol nur als Bagatelle abgetan wird? Ergo: Die EU urteilt nach zweierlei, heuchlerischem Maß.

Die mosttrunkenen Elche erfroren übrigens, weil sie bei den ersten Winterfrösten zu desorientiert waren, um sich in wärmende Wälder zu flüchten. JAF