gesundheitsziele
: Gesundheit und Recht auf Bildung

Auf den ersten Blick erscheinen die Gesundheitsziele wie Streiche eines Schreibtischtäters. So soll der Anteil normalgewichtiger Vorschulkinder in vier Jahren von 81 auf 83 Prozent steigen – um satte 2 Prozentpunkte. Doch dahinter verbergen sich keine kosmetischen Herausforderungen. Es geht um Chancengleichheit für Kinder, um den Zugang zu Bildung und irgendwann zum Arbeitsmarkt.

KOMMENTAR VON ANNA LEHMANN

Die Basis, auf der die Gesundheitskonferenz ihre Ziele postuliert, ist die jährliche Einschulungsuntersuchung. Die AmtsmedizinerInnen prüfen explizit und gründlich, ob die Kinder fit sind fürs Lernen. Sie müssen schließlich einen Sechs- bis Zehnstundentag im Klassenverband geistig und körperlich durchhalten können.

Wer aber Sätze nicht richtig nachsprechen, eine Schere kaum handhaben kann und mit 8 Jahren an Altersdiabetes leidet, ist für eine 12-jährige Schullaufbahn schlecht gerüstet. Da reicht es dann eben nur für den einfachen Hauptschulabschluss nach neun Jahren – wenn überhaupt.

Unleugbar sind es überwiegend Kinder aus unteren sozialen Schichten und nichtdeutschen Elternhäusern, die mit Übergewicht, motorischen oder sprachlichen Schwierigkeiten zu kämpfen haben. Das ist ein Skandal. Denn Gesundheit darf nicht allein vom Elternhaus abhängen, genauso wenig wie Bildungschancen. Migranten- und Unterschichtskids sind auf beiden Feldern benachteiligt, und die Gesellschaft sorgt dafür, dass das so bleibt.

Deshalb ist der gemeinsame Anspruch gesellschaftlicher Akteure – vom Senat bis zur Ärztekammer –, alle Kinder fitter zu machen und die Unterschiede zwischen den Schichten um die Hälfte zu reduzieren, ein hehres Ziel. Gemessen werden der Senat und die von ihm berufenen Gesundheitsexperten aber letztendlich an den Ergebnissen.