Privatfernsehen: Sat.1 macht keinen Spaß

Powered by Synergieeffekt: Bei der Bilanzpräsentation stellt Chef de Posch die Pläne der ProSiebenSat.1-AG vor. Dazu gehört noch mehr Abzock-TV, obwohl dessen Rendite schon sinkt.

Will mehr Rendite empfangen: Sat.1. Bild: dpa

Ob das den vor der Entlassung stehenden Sat.1- und ProSieben-Mitarbeitern weiterhilft? Das "harte Eingreifen" bei Sat.1 bereite ihm keinen Spaß, sagte ProSiebenSat.1-AG-Chef Guillaume de Posch am Mittwoch bei der Präsentation der Halbjahresbilanz. Zumindest aus seiner Sicht ist es aber notwendig, denn Sat.1 verhagelt dem um die SBS-Gruppe gewachsenen TV-Riesen (24 Free- und 24 Pay-TV-Kanäle in zwölf Ländern Europas) weiter die Bilanz.

Einen "Sicherheitspuffer" habe man wegen der "Underperformance" von Sat.1 eingebaut, sagte de Posch. Dort sollen die Primetime und der Vorabend mit neuen Formaten aufgepäppelt werden. Dafür müssen die Daytime und der späte Abend bluten - bei Sat.1 fallen so rund 100 Stellen weg.

Zweite Baustelle des Konzerns ist die Integration der in Skandinavien, den Benelux-Staaten und in Ostmitteleuropa starken SBS-Gruppe. 80 bis 90 Millionen Euro sollen durch Synergieeffekte in den nächsten Jahren gespart werden. Eine europaweit zuständige "Group Content Unit" koordiniere künftig die Programmierung aller Sender; die Produktion von "Multi-Country-Formats" solle vorangetrieben werden. Ob das nur Sprechblasen sind oder, wie de Posch sagt, "die Zukunft, in die wir gehen müssen", dürfte sich aber erst 2008 zeigen.

Von SBS profitiert der Konzern aber schon heute: Vor allem in Skandinavien und Osteuropa lässt sich mit werbefinanziertem Free-TV nämlich noch Geld verdienen, während in Deutschland das zweite Quartal 2007 mau ausfiel. So setzt ProSiebenSat.1 hierzulande auch weiter auf "Diversifikation", also Unabhängigkeit vom Werbeblock-Geschäft, und aufs "Transaktionsfernsehen" - Konzernsprech für das Abzock-TV 9live.

Das Anruffernsehen expandiert künftig auch nach Kroatien, doch in Deutschland sind die traumhaften Renditen eingebrochen: "Call-In-TV steht in Deutschland unter Druck", sagt de Posch lakonisch - die Medienaufsicht verlangt nämlich endlich konkrete Spielregeln. Und so setzt 9live wieder auf TV-Werbung: Zum Jahresende soll dort, wie berichtet, "ein über Werbung finanziertes Fenster mit frauenaffinem Programm" starten.

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