Kommentar pro GDL: Die Lokführer handeln konsequent

Wenn die Bahn nicht einlenkt, sind neue Streiks der Lokführer unvermeidbar.

Die Bahnkunden können sich beim Herrn Mehdorn bedanken: Die unangekündigten Streiks, mit denen die Gewerkschaft der Lokomotivführer (GDL) für diese Woche droht, sind der Klagewut des Bahnchefs zu verdanken. Mehdorn glaubt ernsthaft, dass er das Streikrecht seiner Arbeitnehmer von x-beliebigen Provinzrichtern verbieten lassen kann. Die Antwort der GDL auf das absurde Ansinnen ist konsequent. Die Lokführer müssen ihren Arbeitskampf auch mit spontanen Streiks fortsetzen: um ihre Glaubwürdigkeit nicht zu beschädigen und um den Bahnchef daran zu erinnern, dass er es nicht mit Leibeigenen zu tun hat. Dass Millionen Bahnkunden dafür den Preis bezahlen müssen, ist ärgerlich und ungerecht, aber noch lange kein Grund, König Mehdorn klein beizugeben.

Streik ist die schärfste, wirksamste und letzte Waffe der Arbeitnehmer. Viel mehr als diese Binsenweisheit hat die GDL mit ihrer bislang moderaten Streiktaktik nicht in Erinnerung gerufen. Doch das reicht schon, um einen Aufschrei der Großgewerkschaften wie Ver.di und Transnet zu provozieren. Sie fürchten die kleinen, bissigen Konkurrenten, weil sie selbst in der Vergangenheit viel zu stark auf den Konsens mit den Arbeitgebern gesetzt haben - dürftige Abschlüsse und Mitgliederschwund waren die Folge. Ihre Art des Tarifkonfliktes erinnert ein wenig an ein besonderes Elfmeterschießen. Mitmachen darf nur, wer nicht so doll schießt und vorher die Ecke ansagt. Da spielt die GDL nicht mit - und beweist mit ihrer Konsequenz: Nur mit einer glaubwürdigen Abschreckung wird eine Gewerkschaft zu einem ernst zu nehmenden Gesprächspartner. Dabei muss die GDL aufpassen, diese Glaubwürdigkeit nicht durch ständige Mini-Streiks zu verlieren. Französische Lokführer hätten den Laden längst für eine Woche dichtgemacht und aus dieser Position heraus ihre Forderungen durchgesetzt. U-Bahn-Fahrer in London haben im Arbeitskampf ihre Ziele jüngst erreicht, als sie die Stadt zwei Tage lang lahmlegten. So weit wird es die GDL nicht kommen lassen. Doch wer den Lokführern das Streikrecht absprechen will, dem bleibt nur eins übrig: alle Lokführer zu Beamten zu machen - und die Bahn in Staatsbesitz zu belassen.

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