Gar nicht so hart

Jeden Samstagnachmittag treffen sich ein paar Enthusiasten zum Australian Football im Stadtpark

„Aussie rules!“ Was das heißt? Jedenfalls keine Gelöbnis-Formel der australischen Armee. „Australian Rules Football“, kurz Aussie Rules oder auch Footy genannt, ist eine Sportart. Unter Halbeingeweihten ist er als „härtester Sport der Welt“ bekannt, bei dem es weder Regeln noch Rücksicht gibt. Ausgeübt wird diese Hauerei irgendwo zwischen Rugby, American Football und Fußball demzufolge natürlich nur von australischen Männern, die zwei Meter in der Höhe und einen in der Breite messen und sich in den Viertelpausen über ihren letzten Schlüsselbeinbruch unterhalten. Unsinn?

Unsinn. Denn wer sich ein Aussie Rules-Match der frisch gegründeten „Hamburg Dockers“ im Stadtpark anschaut, muss weder in Deckung gehen noch das Handy zur Verständigung eines Notarztes ständig griffbereit halten. Das Grüppchen, das sich am Samstagnachmittag trifft, um eine eiförmiges Lederding mit Händen und Füßen in zwei Tore zu bugsieren, hat eher den Charakter eines deutsch-australischen Freundschaftstreffens.

Mittendrin steht Thimo Burmester, 18-jähriger Gymnasiast aus Blankenese und einer der Dockers. Kennen gelernt hat er das Spiel, das „genauso wenig verletzungsintensiv wie Fußball“ ist, bei einem Auslandsschuljahr in Neuseeland. Kaum wieder in Deutschland, tat sich Thimo mit einer Handvoll Freunden und einem halben Dutzend in Hamburg lebender Australier zusammen und organisierte Training und Ligaspiele gegen die drei anderen deutschen Footy-Teams.

Neben den Dockers gibt es noch die „Crocodiles“ aus Berlin, die „Redbacks“ aus Frankfurt und die „Roos“ aus München. Genau gegen die geht es auch an diesem Tag. Und weil Hamburg eine zu dünne Personaldecke hat, wechseln ein paar Roos die Seite, bis die Einteilung gerecht ist. Dann laufen die zwei Teams auf das mit zwei Toren an beiden Seiten abgegrenzte Feld, der Schiedsrichter wirft das Ei in die Höhe, und das Spiel beginnt.

Es darf gekickt, gefaustet, gefangen und getackelt werden, Ziel ist es, denn Ball in den äußeren („Behind“, ein Punkt) oder den inneren Bereich („Goal“, sechs Punkte) des Tores zu bekommen. Mitte des zweiten Viertels bekommt Burmester einen guten Pass und fängt den Ball. Dadurch hat er die Möglichkeit zu einem „Mark“, einer Art Freistoß. Er nimmt Anlauf und drischt den Ball zwischen die Pfosten des Roos-Tores. Der Schiri pfeift, „Goal, six points.“

Den Dockers brachte das allerdings nicht viel, sie verloren mit 37:108. MARKUS FLOHR