Schmidt? Schnauze!

Kann bitte irgendjemand den Alt-Sack und Besserkanzler Helmut Schmidt stoppen. Die derzeitige Dauerpräsenz des ewigen Oberleutnants in sämtlichen Medien des Landes ist kaum mehr zu ertragen

VON MICHAEL RINGEL

Ich muss etwas Fürchterliches bekennen, den größten Fehler meines Lebens: Als Erstwähler habe ich im Jahr 1980 bei der „Stoppt Strauß!“-Wahl meine Stimme Helmut Schmidt gegeben. Ich war jung und dumm, und heute schäme ich mich dafür, diesen ewigen Oberleutnant zum Kanzler gemacht zu haben. Aber wie für die meisten persönlichen Fehler gilt auch in diesem Fall: Irgendwann holen sie dich wieder ein. Irgendwann ist jetzt.

Nie war Helmut Schmidt präsenter als heute: Überall in den Straßen und U-Bahnen hängt sein Konterfei als Werbung für die neu gestaltete Anzeigenbeilage der Zeit: „Denken – Fühlen – Leben“. Da fragt man sich jedes Mal, welches Verb Schmidt zugeschrieben werden soll? Helmut Schmidt: fürs Denken zu verknöchert, fürs Fühlen zu erstarrt, fürs Leben zu amöbisch.

Wenn aber in einem kaum mehr Leben ist, sondern nur noch Geltungsdrang, dann treibt es ihn zäh und stetig vor die Mikrofone. Ständig kommentiert Schmidt in seiner Funktion als Besserkanzler in Bild irgendein Weltgeschehen. Und stets war früher alles besser. Irgendwo sitzt er dann im Fernsehen herum, um sich zum Beispiel von Sandra Maischberger den eitlen Bauch pinseln zu lassen. Und anschließend berichten sogar die Nachrichtenagenturen von dem Weltereignis: „Alt-Kanzler Schmidt hat Glauben an Religion verloren.“ Wer will das wissen, was der ranzige Sack Schmidt glaubt? Ich jedenfalls weiß genug über den selbst ernannten „Macher“ der Siebzigerjahre und seine Lieblingsphrase: „Die Jugend kennt keine Werte mehr.“

Schon immer kannte sich Helmut Schmidt am besten mit der Jugend aus, und am liebsten hätte er sie ganz nach den Idealen, für die er als Offizier im Zweiten Weltkrieg kämpfte, erzogen gesehen. Doch die Jugend wollte nicht so wie Schmidt. Also ließ er ein paar Terroristen niederkartätschen, bis Ruhe in der Republik herrschte. Allerdings herrschte nun auch Langeweile im Bonner Kanzleramt, sodass sich Schmidt seiner zweiten Hassgruppe zuwenden konnte: den Studenten. Schmidt erfand das Bafög und trieb eine ganze Generation in den Ruin. Kalt lächelnd nannte er es „Bildungsreform“.

Bald darauf wurde Schmidt zum Alt-Kanzler befördert, und alles wurde nur noch schlimmer: Fortan widmet er sich nur noch dem Absondern von ungebetenen Ratschlägen. Offenbar genau das Richtige für die dummen Deutschen, die Schmidts Stuss dadurch adelten, dass sie ihn im Jahr 2002 zum „weisesten Deutschen“ wählten. Da haben sich zwei gefunden und verdient: Helmut Schmidt und die Deutschen.

Aber zu viel ist irgendwann zu viel. Und irgendwann ist jetzt: Schmidt? Schnauze!