Uribe und Bush – im Gleichschritt, marsch

In Washington erhält der kolumbianische Präsident Rückendeckung für seinen Kriegskurs – der Plan Colombia soll „noch effektiver“ werden

von GERHARD DILGER

Washington und Bogotá liegen auf der gleichen Wellenlänge, wenn es um die weitere Militarisierung der Andenregion geht. Das war schon während der Amtszeit von Präsident Andrés Pastrana in den vier letzten Jahren so, und daran wird sich auch unter Nachfolger Álvaro Uribe nichts ändern. Der Hardliner, der am 7. August sein Amt antritt, suchte in Washington alle wichtigen Partner auf, von denen er sich weitere Hilfe verspricht – von IWF-Chef Horst Köhler bis zu George W. Bush.

Alles, was nötig sei, um den „Krieg gegen den Drogenhandel und den Terrorismus zu gewinnen“, habe ihm Bush versprochen, berichtete ein aufgeräumter Uribe nach seinem Treffen am Donnerstag. Gewiss, der Plan Colombia müsse „noch effektiver“ werden. Dummerweise werden nämlich gerade 60 Angehörige der kolumbianischen Antidrogenpolizei untersucht, die zwei Millionen Dollar von einem Sonderkonto der US-Botschaft in Bogotá veruntreut haben sollen. Auch Pastranas ehemaliger Sicherheitsbeauftragter Royne Elías Chávez steht im Zwielicht.

Dass die Antidrogenpolitik der letzten beiden Jahre erfolgreich war, behaupten nicht einmal ihre glühendsten Befürworter. Fast zwei Milliarden Dollar US-Gelder sind an die kolumbianische Regierung geflossen, der Löwenanteil für die Aufrüstung der Armee. Doch weder die Produktion noch der Konsum oder die Preise für Kokain sind zurückgegangen.

2001 sollen Kokafelder in einem Umfang von 840 Quadratkilometer durch hochgiftige Besprühungen vernichtet worden sein. Doch die gesamte Anbaufläche stieg laut CIA-Angaben um 25 Prozent auf 1.700 Quadratkilometer. Die Konsequenz: In diesem Jahr werden 1.500 Quadratkilometer besprüht, wie Lino Gutiérrez vom State Department verkündete. Ob das reicht, um die Aussaat auf neu angelegten Feldern im kolumbianischen Amazonasgebiet zu stoppen, darf bezweifelt werden.

Für Klaus Nyholm, den UNO-Drogenkommissar in Kolumbien, besteht ohne Friedensprozess keine Chance auf dauerhafte Erfolge bei der Drogenbekämpfung. Doch gerade der Plan Colombia erwies sich als ein zentraler Stolperstein für die Verhandlungen mit der Farc, der größten Guerillagruppe. Seitdem diese im Februar von Pastrana aufgekündigt wurden, ist der Krieg heftiger entflammt als je zuvor. Als Voraussetzung für neue Gespräche fordern die Rebellen die Räumung von zwei Urwaldprovinzen, Uribe einen sofortigen Waffenstillstand.

Damit genügend Haushaltsmittel in den Krieg fließen können, will sich die US-Regierung auch beim IWF, der Weltbank und der Interamerikanischen Entwicklungsbank für eine großzügige Behandlung Kolumbiens einsetzen. Die Weltbank versprach Uribe bereits die Verdoppelung ihrer Kreditzusagen.

Nun reist Álvaro Uribe weiter nach London, Paris und Madrid. Wie schon unter Pastrana sollen die Europäer den nicht militärischen Teil des Plan Colombia weiter unterstützen.