Die Flick-Connection

AUS BERLIN ROBIN ALEXANDER

Manche Leute bekommen Zuckungen, wenn sie nervös werden. Andere stottern. Friedrich Christian Flick, 59, Millionenerbe und Kunstsammler, greift bei Nervosität zur Brieftasche.

Das hat Folgen: So wird etwa der Mehrzwecksaal der Synagoge am Hüttenweg 46 in 14195 Berlin „dank einer großzügigen Spende“ modernisiert. Auch die deutsch-jüdische Zeitschrift Aufbau lobt Flick: Er hat die Jubiläumsausgabe zum 70-jährigen Bestehen gefördert. Eine vollständige Liste aller guten Werke des Herrn Flick gibt es nicht. Der Spender besteht nicht darauf, dass ihm – wie bei den beiden genannten Projekten – öffentlich gedankt wird.

Die Nervosität des Friedrich Christian Flick erreicht in diesen Tagen ihren Höhepunkt. Denn am 22. September wird in Berlin die „Flick-Collection“ eröffnet: Werke von Duchamp, Schwitters, Picabia, Giacometti, Bricoleur, Naumann, Richter, Polke und Baselitz – alles, was gut ist und vor allem teuer. Illuster werden auch die Gäste der Eröffnung der über 300 Meter langen Ausstellungshalle neben dem Museum Hamburger Bahnhof sein: Kein Geringerer als der Bundeskanzler selbst hat sich angesagt.

Flick aber ist nervöser denn je: Unsouverän und ungehalten beantwortete er vor zwei Wochen Journalistenfragen bei der öffentlichen Begehung seiner Halle. Flick will über Kunst reden. Und nur über Kunst. Das hat auch funktioniert – beinahe: Der Streit um die Flick-Collection ist ein Lehrstück über die Beeinflussbarkeit von Politik und Medien in Zeiten der Standortkonkurrenz.

I. Der Plan

Flick selbst erzählt gern, alles habe auf einer Party begonnen. Das bestätigt auch Berlins Bürgermeister Klaus Wowereit: „Flick habe ich zum ersten Mal auf der Aids-Gala im November 2001 gesprochen.“ Der Regierende und der Millionär laufen sich zu dieser Zeit häufiger über den Weg: Ob Aids-Gala, Bambi-Verleihung oder Schickimicki-Fete im Keller der Designerin Jette Joop: Flick, der eigentlich in der Schweiz lebt, tanzt plötzlich auf allen Berliner Festen. Und lässt durch den Sammler Heinz Berggruen – er wird noch eine wichtige Rolle spielen – streuen, dass er einen Ort für seine Sammlung suche. Wowereit ziert sich ein paar Wochen, aber die Gelegenheit, ohne hohe Kosten eine Attraktion in die Stadt zu holen, droht vorüberzugehen. Geschickt schürt Flick die Standortkonkurrenz: Die Presse berichtet von zeitgleichen Sondierungen in München und New York. Wowereit beißt an: „Wollen Sie ihre Sammlung nicht in Berlin zeigen, Herr Flick?“

Im Mai 2002 besucht Flick Wowereit in dessen Dienstzimmer im Rathaus. Der Bürgermeister erinnert sich: „Flick brachte zwei Mappen mit. In der ersten Mappe waren Fotos einiger Highlights aus seinem Depot. Die zweite Mappe enthielt eine Dokumentation der Züricher Debatte.“

Der Bürgermeister kann detailliert nachlesen, was für Flick ein frisches Trauma ist. Eigentlich wollte er in Zürich – und nicht in Berlin – seine Kunst zeigen: Für ein Flick-Museum hatte er schon ein Grundstück erworben, den niederländischen Stararchitekten Rem Koolhaas den Bau entwerfen lassen und eine Direktorin eingestellt. Aber als die Öffentlichkeit kritisch nach der Herkunft seines Vermögens fragte, brach er das Projekt ab.

Berlin ist Flicks zweiter Versuch. Das Problem ist das gleiche geblieben: Der Grundstock des Vermögens, mit dem er seine Sammlung aufbaute, stammt von seinem Großvater. Der Industrielle hat sich immer geweigert, die Zwangsarbeiter seiner Werke zu entschädigen. Der junge Flick führt diese Haltung bis heute fort. Einige Flick-Zwangsarbeiter leben heute noch, oft in bitterer Armut. Müssen diese Menschen es nicht als Zumutung empfinden, wenn jetzt ein Kunstpalast mit dem Namen ihres Peinigers gebaut wird?

Dieses Vorhaben scheiterte in der Schweiz. Wie soll es in Berlin gelingen? In der Stadt, in der das Flick-Imperium seinen Sitz hatte, wo der Großvater dem SS-Führer Heinrich Himmler regelmäßig Bargeld brachte und dem Reichsfeldmarschall Hermann Göring Alte Meister schenkte?

II. Die Helfer

Flick hat aus Zürich gelernt: Dort fehlten ihm moralische Legitimation und politische Bündnispartner. In Berlin baut er nun beides gezielt auf. Schon im September 2001 – unmittelbar nach dem Züricher Desaster – hat er mit zehn Millionen Mark die Friedrich-Christian-Flick-Stiftung gegründet, die gegen Rechtsextremismus unter jungen Leuten in den neuen Ländern wirken soll. Wer künftig nach Zwangsarbeitern fragt, dem wird mit Verweis auf die Stiftung geantwortet: Flick wolle eben lieber „in die Zukunft“ wirken.

Stellvertretende Vorsitzende des Stiftungsrats wird die SPD-Politikerin Monika Griefhahn. Die ist zwar nie durch besondere Ostkompetenz aufgefallen, hat aber zwei Vorzüge: Als Vorsitzende des Kulturausschusses des Bundestages ist sie zentral für Flicks Ausstellungsvorhaben. Und als frühere Ministerin im Landeskabinett von Gerhard Schröder hat sie heute noch das Ohr des Kanzlers. Die Politikerin darf gleich noch eine Getreue versorgen: Geschäftsführerin der nobel am Neuen Markt in Potsdam residierenden Stiftung wird Christiane Fetscher, Griefhahns ehemalige Büroleiterin.

Frau Griefhahn ist für Flick ein lohnendes Investment: Kein Kritiker ist künftig vor ihr sicher. „Ich bekam von Frau Griefhahn regelrecht beleidigende Anrufe“, berichtet Alice Ströver, grüne Abgeordnete im Berliner Landtag und Flick-Skeptikerin: „So etwas habe ich in 20 Jahren in der Politik noch nie erlebt.“

Aber Flick hat auch in der grünen Partei eine mächtige Freundin: Antje Vollmer. Die grüne Vizepräsidentin des Bundestages, sonst um moralisierende Statements nie verlegen, setzt in Sachen Flick andere Prioritäten: Die Kunstsinnige glaubt, dass die Politik in Zeiten knapper öffentlicher Kassen reichen Mäzenen den Weg ebnen müsse. Auch wenn sie Flick heißen. Vollmer bestellt die renitente Ströver zu sich in den Reichstag: „Dort hat sie mich richtig ins Gebet genommen“, erinnert sich die Parteifreundin. Bis heute hat sich die grüne Bundestagsfraktion offiziell nie mit dem Thema Flick-Collection befasst.

Wer in den rot-grünen Strukturen Skepsis gegen die Flick-Pläne äußert, bekommt zu hören: Der Chef steht dahinter. In der Tat hat Gerhard Schröder schon 2001 mit Flick ein Gespräch über dessen Ausstellung geführt. Schröders parteilose Kulturstaatssekretärin Christina Weiss begleitet das Projekt seitdem wie eine Patin.

Die Verhandlungen mit Flicks Anwälten führt Klaus-Dieter Lehmann, der Präsident der Stiftung Preußischer Kulturbesitz. Er lässt sich gnadenlos über den Tisch ziehen: Denn Flick ist kein Mäzen. Er schenkt nicht, er leiht nur an Berlin. Ein staatliches Museum stellt die Infrastruktur, Flick trägt nur die Kosten der Renovierung einer Halle. Die sicher erwartbare Wertsteigerung der Exponate kommt allein Flick zu Gute. Der ist streng genommen gar kein Sammler, der lediglich erwirbt, sondern ein Kunsthändler, der genauso wieder verkauft. Und den Gewinn muss er nicht einmal versteuern. Der Vertrag wird mit einer Firma Flicks unterzeichnet, die auf der Steueroase Guernsey, einer Kanalinsel, angemeldet ist.

Von all dem erfährt die Öffentlichkeit erst bei der Unterzeichnung der Verträge am 9. Januar 2003. Die Presse soll überrumpelt werden. Das gelingt: „Die Augenlust muss einem vergangen sein, wenn man diesen Kunstkosmos nicht als Gewinn für Berlin versteht“, jubelt die Berliner Zeitung. „Ein Coup“, freut sich der Tagesspiegel. Skeptisch bleiben nur Fachleute: „Ein brisantes Danaergeschenk“ schreibt die Kunstzeitschrift art. Hans Leyendecker, der den Flick-Bestechungsskandal in den 80ern aufdeckte, rechnet in der Süddeutschen Zeitung vor: Friedrich Karl Flick „hat den deutschen Steuerbehörden etwa 125 Millionen Euro vorenthalten. Das ist ungefähr der Wert der Sammlung.“

In Berlin hat Flick, der sich nach seiner Züricher Niederlage noch verstört für drei Monate in ein andalusisches Kloster verkroch, jetzt Oberwasser: In Zeitungsinterviews prahlt er mit seinem Lebensstil („Wenn ich mal von A nach B muss, bin ich dankbar, dass ich den Privatjet nehmen kann.“) und rechtfertigt sogar seinen Nazi-Großvater. Dieser sei „gegen den Krieg gewesen“ und „reicher reingegangen als rausgekommen“.

III. Die Kritiker

Kritiker haben es zu dieser Zeit im Flick-besoffenen Berlin schwer. Der ehemalige Kultursenator Christoph Stölzl (CDU) weist darauf hin, dass sich die Stadt auf einen unvorteilhaften Handel eingelassen hat. Er bleibt damit im bürgerlichen Lager allein.

Auch links gibt es nur leise Bedenken: Die PDS regiert im Wowereit-Senat als Koalitionspartner mit. Sie stellt sogar den Kultursenator. Thomas Flierl hat von dem Deal erst aus der Zeitung erfahren. Dennoch legitimiert der ehemalige SED-Intellektuelle Flick in einem Aufsatz „Keine bigotte Verdammnis“. Sein Argument: Ganz Westdeutschland habe von der unterbliebenen Entnazifizierung profitiert, nicht nur Flick. Damit legt er auch seine Partei fest: Zwar nennt ein anderes PDS-Senatsmitglied das Flick-Projekt spontan „widerlich“, doch öffentlich schweigen die Sozialisten.

Außerhalb der Parlaments sieht es kaum besser aus: Schnell hat sich eine Gruppe Flick-kritischer Bürger gegründet. Ihre Forderungen sind äußerst maßvoll: Sie haben nichts gegen Flicks Ausstellung in Berlin, aber schlagen eine begleitende Dokumentation über Zwangsarbeit vor. Das reicht, um sie gesellschaftlich zu isolieren. Ihre Podiumsdiskussion wird von Politikern und Kulturbeamten boykottiert, ihr Antrag auf Fördermittel für die Dokumentation abgelehnt.

Der Sprecher der Initiative, der PR-Mann Armin Huttenlocher, der schon in Zürich gegen Flick engagiert war, wird von einer Zeitung ermahnt: „Begreifen Sie überhaupt nicht, was diese Ausstellung für unsere Stadt bedeutet?“ Anrufe der unangenehmsten Art bekommt Huttenlocher zu Hause. Wenn er eine Pressekonferenz ankündigt, wird er am gleichen Abend bedroht: „Sie haben doch Ihre Tochter sehr lieb. Lehnen Sie sich besser nicht zu weit aus dem Fenster!“

Mit Leuten wie Huttenlocher redet Flick nicht. Anderen Kritikern gegenüber ist er zuvorkommender: Rot-grünen Abgeordneten, die noch Zweifel hegen, schickt er Briefe, Exposés seiner Sammlung oder Gesprächseinladungen ins Nobelhotel Four Seasons. Journalisten, die Fragen haben, hilft sein Sprecher Tyll Schönemann, ein angesehener linksliberaler Journalist, der früher in Führungspositionen bei Stern und Woche gearbeitet hat.

Ende des Jahres sind die Kritiker fast verstummt. Flick darf jetzt im Bundeskanzleramt vor 200 geladenen Gästen und Gerhard Schröder über Kunst räsonieren. Auf dem Bundespresseball sitzt er am Tisch von Bundespräsident Johannes Rau. 2003 ist das Jahr von Flick: Berlin hat tatsächlich vergessen, wofür der Name steht. Frankfurt nicht.

IV. Die Wende

Das stille Entsetzen in Teilen des Zentralrats der Juden wächst. Aber es dauert noch bis zum 18. Mai 2004, bis Salomon Korn, Vizepräsident des Zentralrats der Juden, einen offenen Brief an Flick schreibt: „Sie können den historisch belasteten Teil Ihres Erbes – die Verbrechen Ihres Großvaters – nicht einfach vom vermeintlich neutralen materiellen Teil – das durch diese Verbrechen erworbene Blutgeld – sauber abtrennen.“ Eigentlich ist das kein neues Argument. Aber es brauchte die moralische Autorität eines Vertreters des Judentums und das Wort vom „Blutgeld“. Korn hat aus Empörung gehandelt, aber nicht ohne Kalkül. „Die Verantwortlichen in Berlin haben sich emotional abgeschottet gegenüber der Zumutung, die eine Flick-Collection für ehemalige Zwangsarbeiter darstellt. Diese Abschottung wollte ich durchbrechen“, erklärt Korn, der mehr öffentlich nicht sagen will.

Und tatsächlich, fast auf den Tag genau zwei Jahre nachdem Flick mit seinen Mappen bei Wowereit war, beginnt doch noch eine öffentliche Debatte: Nach Korns wütendem Zwischenruf, äußern sich jetzt täglich Politiker und Intellektuelle zur Causa Flick. Hildegard Hamm-Brücher (FDP) ist empört, eine entsetzte amerikanische Holocaustforscherin wird jetzt gehört, sogar der israelische Gedenkort Jad Vaschem teilt seine Zweifel mit. „Wieso ist die Debatte jetzt erst in Gang gekommen?“, fragt sogar der Tagesspiegel, der bis dahin tunlichst vermieden hat, sie zu führen.

Berlin ist von Korn überrascht worden. In der Hauptstadt hieß es immer von Seiten der Flick-Unterstützer, Paul Spiegel, der Vorsitzenden des Zentralrats, habe persönlich ein Okay zu Flicks Plänen gegeben. Das stimmt so nicht. Der Zentralrat war zwar tatsächlich vorab über Flicks Pläne informiert und besprach sie in seiner Sitzung im Juli 2002 – aber durchaus nicht einhellig im Sinne Flicks. Vielmehr beschlossen die Mitglieder, man wolle sich „weder für noch gegen die Ausstellung aussprechen“. Das Ganze sei „keine jüdische Angelegenheit“, sondern gehe die deutsche Mehrheitsgesellschaft an. Erst als diese die Rehabilitation des Namens Flick durchwinken will, greift Korn ein. Und legt zwei Wochen später noch nach, indem er die Flick-Collection mit einer fiktiven Göring-Collection vergleicht.

V. In der Defensive

Jetzt muss wieder Heinz Berggruen ran. Berggruen ist Flicks Ass im Ärmel. Der 90-jährige jüdische Berliner, der vor den Nazis nach Amerika entkam, ist selbst ein bedeutender Sammler, der seine Werke in Berlin zeigt. Auch Berggruen hat wie Flick ein Chalet in Gstaad. Ein Buch über die Flick-Familie (Peter Kessen: „Die Kunst des Erbens“, Philo-Verlag) behauptet sogar geschäftliche Verbindungen von Berggruens Sohn zu Flicks Galeristen Ivan Wirth.

Jedenfalls macht sich der jüdische Sammler immer wieder für den Nazi-Enkel stark. Am 11. Juni verleiht Klaus Wowereit Berggruen die Ehrenbürgerschaft Berlins. Der nutzt das Forum und stellt sich noch einmal auf Flicks Seite. Auch er wählt, wie Korn, ganz scharfe Worte: „Lasst uns nicht, störrisch und mit Scheuklappen zurückblickend, von Sippenhaft vergangener Untaten und vom Weißwaschen von Blutgeld sprechen, sondern tolerant und aufgeschlossen in die Zukunft schauen.“ Donnernder Applaus im Roten Rathaus.

Doch zu diesem Zeitpunkt ist die Debatte nicht mehr aus der Welt zu schaffen. Innerhalb der Flick-Unterstützer kommt es noch am gleichen Abend zum großen Krach. Im Stiftungsrat Preußischer Kulturbesitz setzt Kulturstaatsministerin Weiss eine neue Linie durch: Jetzt soll die Herkunft des Kapitals doch noch dargestellt werden – neben der Kunst.

Flick ist jetzt in der Defensive. Die Eröffnung rückt näher, aber die Debatte, die er unbedingt vermeiden wollte, wird jetzt geführt. „Herr Flick ist zutiefst verletzt von der Schärfe der Debatte. Aber er rechnet nicht mehr mit der Möglichkeit, dass es gar nicht zur Ausstellung kommt“, sagt sein Sprecher. In der Tat: Flick geht es schlecht. Zweimal wird Flick in diesem Jahr am Rücken operiert. Der „Hüne in Cordhosen und Rollkragenpullover, stahlblauer Blick, silberweißes Haar“, wie ihn die Welt am Sonntag noch 2002 beschrieb, geht 2004 an manchen Tagen nur mit Mühe aufrecht.

Jetzt macht er Zugeständnisse: Um dem Argument, er wolle den Namen der Familie reinigen, zu entkommen, gesteht er die Umbenennung der Flick-Collection in „Friedrich-Christian-Flick-Collection“ zu. Und er wird eine Studie des Instituts für Zeitgeschichte in München finanzieren, die NS-Zeit und Konzerngeschichte aufarbeiten soll.

Kann es noch schlimmer kommen für Flick? Es kann: Denn im August, einen Monat vor der Eröffnung seiner Collection, erhebt jemand Einspruch, mit dem niemand gerechnet hat: Die Flick-Familie selbst. Flicks Schwester Dagmar Ottmann fordert in einem offenen Brief: „Die Ausstellung verschieben!“ Die Schwester kann sich – „wenn überhaupt“ – eine Ausstellung nur nach der Aufarbeitung der Familiengeschichte vorstellen.

In Berlin reibt man sich die Augen: Wieder und wieder stand ungeprüft in den Feuilletons, Friedrich Christian Flick sei „als einzige Privatperson“ zur Einzahlung in den Zwangsarbeiterfonds aufgefordert worden und habe dieses schon aus formalen Gründen verweigern müssen. Aber Dagmar Ottmann geb. Flick hat sehr wohl eingezahlt, ebenso wie der in London lebende Bruder Gert-Rudolf Flick. Beide hatten vergeblich auf ihren Bruder eingewirkt, solches ebenfalls zu tun.

Die Bilder hängen schon. Die Flick-Collection ist angekommen in Berlin. Aber ist „der Name Flick auf eine neue und dauerhaft positive Ebene gestellt“, wie es Flick 1997 in einem Brief als Ziel formulierte? Flick hat allen Grund, der Eröffnung seiner Ausstellung nervös entgegenzusehen: Alte Menschen, die einst in den Werken seines Großvaters schufteten, werden nach Berlin reisen. Flick gilt als sensibel: Vielleicht wird er sich bei Gerhard Schröder unterhaken müssen, wenn er an pfeifenden Zwangsarbeitern mit Kerzen in der Hand vorbei in seine Ausstellung geht.