gottschalk sagt
: Für eine Hand voll Dollar mehr

CHRISTIAN GOTTSCHALK: Die Kolumne am Donnerstag

In Filmen erkennt man die Bösen immer ganz gut. Häufig tragen sie Bärte und fies sitzende Anzughosen. In ganz schlechten Serien sogar schwarze Ledermäntel. Sie sind kaltherzig und nur auf den eigenen Vorteil bedacht, ihr Lachen ist mies und höhnisch. Für ein paar Dollar mehr ist ihnen jeder Verrat zuzutrauen. Die Oberbösen sind auch stets gemein zu ihren Unterbösen, da es kein Vertrauensverhältnis zwischen ihnen gibt. Nur Abhängigkeit und Berechnung.

Die Guten dagegen helfen sich gegenseitig und pflegen einen freundlichen Umgangston. Sie wissen schon, „Ich habe dich auch lieb, Joey“ und so weiter. Sie helfen den Schwachen und ihr Lachen kennt keine Häme. Ihr Gemeinschaftsinn und ihr freundlicher Humor sorgen dafür, dass wir mit ihnen hoffen, dass sie die Bösen am Ende austricksen. Und Hollywood sorgt dafür, absurderweise oft aus Gier, dass das auch funktioniert. Wir alle sind mit solchen Filmen aufgewachsen, und die wenigsten werden sich gedacht haben: Wenn ich groß bin, werde ich einer von den Bösen. Einsam aber reich, das ist cool.

Wenn einer ein Haus kauft, in dem Leute wohnen, die sich gegenseitig helfen, die Schwache aufnehmen, denen das gemeinschaftliche Wohnen und Arbeiten und Wohnen ein Anliegen ist, dann nach einigen Jahren anbietet, es mit 460.000 Euro Gewinn an diese nicht gerade wohlhabenden Leute, die dort wohnen, zu verkaufen, mit ihnen verhandelt, bis ein unterschriftenreifer Vertrag zustande kommt, und das Haus dann an einen anderen verkauft, warum auch immer, vielleicht weil der mehr geboten hat, dann ist das keiner von den Guten. In jedem vernünftigen Hollywoodfilm würde es schlecht für ihn aussehen.

Heiner Jachertz hat das Haus Salierring 41, in dem die Sozialistische Selbsthilfe (SSK) ihr Möbellager unterhält, an den Anwalt Stefan Gebauer verkauft. Der verhielt sich noch mehr wie ein typischer Bösewicht. Er fragte beim Anwalt der SSK an, ob man die Sache „emotionslos lösen“ könne. Die Antwort lautete nein.

In einem Hollywoodfilm wäre dies der Anfang. Am Schluss fielen Jachertz und Gebauer in eine Jauchegrube und würden ausgelacht. Im wirklichen Leben ist Gebauer mit der jugendpolitischen Sprecherin der FDP verheiratet und alles passt mal wieder wie die Faust aufs Auge.