Peek & Cloppenburg wird pelzfrei

Nach Protesten will die Bekleidungskette den Verkauf einstellen. Modehistorikerin empfiehlt, alte Pelze zu recyceln

BERLIN taz ■ Peek & Cloppenburg verabschiedet sich vom Verkauf von Pelzen. Lange Zeit hatte die Düsseldorfer Bekleidungskette die Proteste von Tierschützern ignoriert, in denen es hieß: P&C „mordet mit“, macht „blutige Geschäfte“. Nun kapituliert sie: „Die Peek & Cloppenburg GmbH & Co. KG wird für das Geschäftsjahr 2007 weder Pelze noch Bekleidung mit Pelzbesatz einkaufen. Die aktuellen Warenbestände des Jahres 2006 werden bis zum 31. 12. 2006 abverkauft.“ Zu den Gründen wollte sich der Konzern gestern nicht äußern.

Kaum ein Kleidungsstück ist so umstritten wie der Pelz. Er ist nicht nur eine Frage des Geschmacks, es geht um Tierschutz und Moral. Rund 70 Prozent der Verbraucher in Deutschland lehnen die Zucht von Pelztieren ab, ergab eine Umfrage des Marktforschungsinstituts Emnid für die Organisation Vier Pfoten. Große Warenhausketten wie Zara, H&M oder Otto-Versand haben längst echte Pelze aus dem Sortiment genommen. So einheitlich, wie es zunächst scheint, ist die Pelzfront jedoch nicht.

Zwar unterstützen zahlreiche Prominente Aktionen wie „Lieber nackt als mit Pelz“. Doch Diven wie Jennifer Lopez tragen ihn trotzdem wieder, ebenso Stars aus der Hiphop-Szene. Auch Fellschwänze am Schlüsselanhänger sind neuerdings gesellschaftsfähig. Farbbeutel- und Rasiermesserattacken wie in den 80-er Jahren gibt es kaum noch. Schon macht die Pelzindustrie einen Trend aus.

„Weltweit ist die Branche im letzten Jahr um 10 Prozent gewachsen“, sagt Susanne Kolb-Wachtel vom Deutschen Pelz-Institut. Allein in Deutschland hätten Kürschner, Händler und Modehäuser 2005 Pelze für knapp 1 Milliarde Euro verkauft. Ein Nerzmantel – laut der Fachfrau ein „kurzes, schmales Jäckchen“ – sei für 2.500 Euro zu haben. Edlere Varianten kosteten bis zu 10.000 Euro. Der Pelzmantel der 60er-Jahre sei jedoch „out“. Dafür seien „Westchen, Kapuzen oder Besätze aus Pelz in“. Offenbar leisten sich den haarigen Luxus aber nur wenige.

In der Breite gibt es keine „neue Lust auf Fell“, sagt Professerin Ingrid Loschek. Sie ist Modehistorikerin an der Hochschule Pforzheim. Manches auf der Straße sieht nach Pelz aus, ist aber aus synthetischen Geweben. Pelz als Massenware sei „ethisch nicht zu vertreten“, meint Loschek. Je billiger ein Nerz, desto zweifelhafter ist offenbar die Haltung der Tiere. „Katzenfelle werden billig als Nerz verkauft“, erklärt Loschek – „Die Tiere werden in China groß, zu Hunderten eingepfercht.“

„Auch hierzulande ist die Haltung grausam“, sagt Thomas Pietsch von Vier Pfoten. In der Bundesrepublik gibt es rund 30 Nerzfarmen. Zusammen verkaufen sie im Jahr rund 300.000 Felle. Für einen Mantel werden gut 40 gebraucht. Pietsch: „Nerze sind Wildtiere. Sie können sich noch schlechter als ein Huhn an Gefangenschaft anpassen.“ Doch sie drängelten sich in Drahtkäfigen.

Dabei könnte jeder Deutsche mit einem Pelz versorgt werden, ohne dass heute Tiere leiden müssten, sagt Loschek. „Dazu müssten nur die alten Pelze, die noch in Mottenkisten lagern, aufgehübscht werden.“ HANNA GERSMANN