Anwohner wollen nur über eine Brücke gehen

Zwischen Kreuzberg und Friedrichshain soll mindestens eine neue Brücke gebaut werden. Nun wird diskutiert, ob sie auch für Autos geöffnet werden soll. Kreuzberger favorisieren Radler- und Fußgängerbrücke, der Bürgermeister auch

Die Kreuzberger wehren sich gegen eine neue Autobrücke über die Spree. Sie wollen lieber einen schmaleren Steg für Fahrradfahrer und Fußgänger, der den Wrangelkiez mit Friedrichshain verbindet – und zwar an der Stelle, wo die im Zweiten Weltkrieg zerstörte Brommybrücke stand. Dies ist das Ergebnis einer Anwohnerversammlung mit rund 200 Besuchern am Freitagabend im Kulturzentrum Kato.

Der geplante Neubau einer Spreebrücke ist Teil des Programms „Stadtumbau West“, mit dem die Verkehrsstruktur im Wrangelkiez entwickelt werden soll, teilweise finanziert durch EU-Gelder. Diskutiert wird zudem im Rahmen des Programms eine weitere Spreebrücke als Verlängerung der Manteuffelstraße. In beiden Fällen wäre es möglich, sie auch für Autos befahrbar zu machen – was die Anwohner ablehnten. „Die Belastung würde durch den überregionalen Verkehr erheblich steigen, wenn eine oder gar zwei Autobrücken gebaut würden“, sagte die Kreuzbergerin Luise Petersen auf der Versammlung.

„Ich bin für den Brommysteg für Fußgänger und Radfahrer“, erklärte auch Bezirksbürgermeister Franz Schulz (Grüne). Er würde „mittig“ und damit verkehrsgünstig zwischen der Oberbaum- und der Schillingbrücke liegen. Zudem seien die Flächen am Friedrichshainer und Kreuzberger Ufer im Besitz des Landes – bei der sogenannten Manteuffelbrücke sei dies nicht der Fall.

Dagegen favorisiert der vom Bezirk beauftragte Verkehrsgutachter Matthias Heinz zwei andere Lösungen – beide würden Autoverkehr beinhalten: entweder die Brommybrücke als Autoverbindung und dazu die Manteuffelbrücke für Füßgänger und Radler oder nur die Brommy-Autobrücke. Für seine Ergebnisse erntete er am Freitagabend Buhrufe.

Besonders kritisch sahen die Kreuzberger, dass Heinz die Verlängerung der Brommystraße, die Eisenbahnstraße, nur noch als Einbahnstraße nutzen möchte. Dadurch würde der Verkehr auf den Lausitzer Platz geleitet, wo es einen sanierten Kinderspielplatz gibt. „Was denken Sie sich, genau diesen Platz in einer verkehrsberuhigten Zone als Zielpunkt des Verkehrs zu legen?“, empörte sich Christoph Albrecht von der Anwohnerinitiative Lausitzer Platz.

Bürgermeister Schulz ist sich sicher, im Bezirk eine Mehrheit für den Brommysteg zu bekommen. Allerdings ist derzeit die wichtigste Frage, wer das 2,5 Millionen Euro teure Projekt überhaupt finanzieren wird. „Das wird schwierig werden, denn einen Steg müsste das Land zahlen“, sagt Carl Herwarth von Bittenfeld vom zuständigen Stadtumbaumanagement, für die Autobrücke gäbe es hingegen Gelder von der EU. Nun müsse die Senatsverwaltung von der Meinung der Anwohner überzeugt werden, so Herwarth von Bittenfeld.

An der Uferkante in der Brommystraße wird nun eine Aussichtsplattform gebaut. Der Balkon über der Spree soll bereits in zwei Monaten fertig sein – ein Vorreiter einer Querung, ob als Autobrücke für alle Verkehrsteilnehmer oder nur als Fußgänger- und Radfahrersteg.

CHRISTINA HEBEL