Der Stoff, mit dem die Färbung kommt

Seit gestern ist Glycerintriheptanoat der offizielle EU-Grundstoff zur Fleischmarkierung

Schon bisher musste das besonders risikoreiche K1-Fleisch eingefärbt werden

MÜNCHEN taz ■ Billig, ungiftig, leicht verfügbar und möglichst nicht abwaschbar – das sind einige der Kriterien, die ein „Fleischmarker“ erfüllen muss. Der Stoff, der die Anforderungen aus Sicht der EU und auch der US-Behörden am besten erfüllt, heißt: Glycerintriheptanoat (GTH). Schon 2005 hatte das Institute for Reference Materials and Measurements im belgischen Geel dieses Fettmolekül als geeignetes Markierungsmittel für Fleisch identifiziert. Seit gestern ist GTH der offizielle EU-Grundstoff zur Fleischmarkierung.

Eigentlich ist GTH farb- und geruchslos, aber angerührt mit Farben soll so Risiko-Fleisch erkannt werden. Verpflichtend vorgeschrieben ist damit ab 1. Juli 2008 die Markierung von Material der Kategorien 1 und 2. Zugefügt wird der GTH-Marker, wenn das Fleisch im Sterilisator eine Temperatur von mindestens 80 Grad erreicht hat.

Schon bisher musste das besonders risikoreiche K1-Fleisch – etwa von Tieren, die BSE-krank sind – eingefärbt werden. Farbstoff war bisher die chemische Verbindung „Coomassie-Brillant-Blau“, auf den Schlachthöfen auch „Brutal-Blau“ genannt, weil es kaum abwaschbar ist. Entsprechend ungern verwenden die Schlachter das Material auch.

„Das Einfärben von K1-Material ist eine riesige Schweinerei“, beklagt etwa Rainer Weidmann, Geschäftsführer des Verbandes der Deutschen Fleischwirtschaft e.V. „Sie bekommen da eine eklige blau-grüne Pampe.“ Sein Verband bezweifelt grundsätzlich, dass Einfärben von Fleisch sinnvoll möglich sei. Regelrechte „Duschkabinen“ müssten die Betriebe installieren, um die Tiere einzufärben, so Weidmann. „Technisch sind da Grenzen gesetzt.“

Franz-Josef Pauels von der Tierseuchenkasse Bayern kann diese Haltung nicht nachvollziehen. Seine Behörde mit Sitz in München arbeitet mit den Tierkörperbeseitigungsanlagen zusammen. Sein Tipp: „Eine Tablette Methylenblau zerbröseln, das ist völlig unkompliziert, und die Ware ist eingefärbt.“ Andere Methoden, um Risiko-Fleisch zu entlarven, sind implantierte Mikrochips und vor allem Lasermessungen. So versucht das Fraunhofer Institut für Zuverlässigkeit und Mikrointegration den Zustand mittels Lichtreflexion zu testen. MAX HÄGLER