Polizei: Tödliche Verfolgung in Neukölln

Zwei Polizisten erschießen mutmaßlichen Räuber. Polizeiführung geht davon aus, dass Beamte in Notwehr handelten.

Polizistin beim einer Schießübung Bild: ap

Pistolen gehören zur Grundausstattung eines jeden Polizisten - tatsächlich angewendet wurden sie in den vergangenen Jahren eher selten. 13 Mal haben Beamte in den vergangenen sieben Jahren auf Menschen geschossen, 9 von ihnen wurden dabei verletzt. Der letzte Todesschuss, der in Berlin von einem Polizisten ausging, fiel 2004. Seitdem hat laut Polizei kein Beamter mehr in Berlin auf einen Menschen geschossen. Bis Donnerstag Morgen: Trotz Wiederbelebungsversuche eines rasch heraneilenden Notarztes starb der 22-Jährige noch am Tatort an seinen Schussverletzungen.

Nach Polizeiangaben war am Dienstagmorgen ein 21-jähriger Tourist in der Nähe des S-Bahnhofs Sonnenallee überfallen worden. Zwei alarmierte Zivilstreifen hätten wenig später den 22-Jährigen stellen wollen, nachdem dieser von dem Raubopfer wiedererkannt worden sei. Als der mutmaßliche Räuber in der Niemetzstraße eine Schusswaffe zog, "fielen seitens der Beamten Schüsse", heißt es im Polizeibericht. Ein Schuss habe den Mann tödlich in die Brust getroffen. In der Nähe des Getöteten sei später eine Schreckschusspistole gefunden worden. Die habe einer scharfen Waffe jedoch zum Verwechseln ähnlich gesehen, betonte Oberstaatsanwalt Uwe-Michael Liedtke. Zu den weiteren Umständen der Tat wollten Polizei und Staatsanwaltschaft gestern keine Angaben machen.

Die Mordkommission ermittelt nun wegen des Verdachts der vorsätzlichen Tötung. Zeugen berichten von Markierungen der Spurensicherung, die auf eine mögliche Schussdistanz von nur zehn Metern hinweisen. Die 30 und 35 Jahre alten Polizisten erlitten einen Schock und werden betreut.

Polizeivizepräsident Gerd Neubeck bedauerte den Vorfall zwar. Zugleich betonte er, dass sich der Schusswaffengebrauch nicht immer vermeiden lasse. Beide Polizisten seien erfahrene Kollegen, die regelmäßig an einem einsatzbezogenen Schießtraining teilgenommen hätten. "Sie haben so gehandelt, wie ich das von ihnen in einer solchen Situation erwarten und verlangen muss", sagte Neubeck.

Falls die Todesschützen tatsächlich wegen fahrlässiger Tötung verurteilt werden, droht ihnen eine Bewährungsstrafe bis zu einem Jahr. So sah es zumindest bei den bisherigen Fällen aus. Zudem mussten die verurteilten Polizisten ihren Dienst quittieren.

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