Abschiebegewahrsam: Hochzeitsfoto in Handschellen

Einem 38-jährigen Togolesen droht die Abschiebung. Dabei hat er sich erst am Freitag seine Partnerschaft amtlich eintragen lassen. In Togo wird Homosexualität verfolgt.

Protest gegen Abschiebepolitik: Niemand ist illegal. Bild: AP

Für Akoda Komi (38) und seinem Freund (28) hätte es ein Freudentag werden sollen. Monatelang hatten sie auf einen Termin beim Standesamt gewartet. Am Freitag war es dann so weit. Sie konnten ihre Partnerschaft eintragen lassen. Doch wirkliche Freude kam bei ihrer Trauung nicht auf. Beim gemeinsamen Foto hatten Polizisten Komi die Handschellen wieder angelegt, und selbst als die Trauzeugen mit dem frisch vermählten Paar anstoßen wollten, blieben die Schellen dran. Komi soll abgeschoben werden.

Seit mehr als zwei Monaten sitzt Akoda Komi in Abschiebegewahrsam in Grünau. Am 5. Juni holten ihn Beamte in seiner Wohnung ab. Dabei will die zuständige Ausländerbehörde in Waren/Müritz in Mecklenburg-Vorpommern von "Abschiebung" im offiziellen Amtsdeutsch gar nicht sprechen. Denn wenn er einmal als "abgeschoben" gilt, darf er Deutschland nicht wieder betreten. Stattdessen erklärte die Behörde ihm, dass er "freiwillig" nach Togo ausreisen soll. Da die Partnerschaft eingetragen sei, könne er dann ja wieder in Deutschland einreisen.

Das Problem: In Togo ist Homosexualität verboten. Bis zu drei Jahre Haft können Komi erwarten, sobald er togolesischen Boden betritt. Eine Rückkehr nach Deutschland könnte ihm verwehrt werden. Obwohl Komi und sein Freund mehrmals darauf hingewiesen hatten, dass ihm unmittelbare Gefahr droht, ignorierte die Behörde in Waren diesen Umstand.

Schon die Antragsstellung beim Standesamt dauerte ungewöhnlich lang. Normalerweise brauchen die Zuständigen drei bis vier Monate, um die entsprechenden Papiere zu überprüfen. Bei Komi wurde die Deutsche Botschaft in der togolesischen Hauptstadt Lomé beauftragt, Komis Herkunft zu überprüfen. 14 Monate zog sich die Antragsstellung hin. Nur deswegen sei er überhaupt in die "Illegalität" getrieben worden, erzählt sein Freund und frisch vermählter Partner. Komi hatte vorher einen Duldungsstatus besessen. Weil der Ausländerbehörde die Partnerschaftsprozedur jedoch zu lange dauerte, verlängerten sie ihm seinen Duldungsstatus nicht.

Komi lebt seit 2004 in Deutschland. Von Beruf ist er Journalist. Die Ausländerbehörde habe ihm nach Aussagen von Komis Partner ein Flugticket für den 2. Oktober ausgestellt. Sein Freund befürchtet jedoch, dass Komis noch früher "abreisen" soll.

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