Staatsoper: Opernfreunde fordern Zugabe

Die Staatsoper wird teurer als gedacht: Das Gutachten zur Sanierung des maroden Hauses berechnet mindestens 123 Millionen Euro. Mäzen Peter Dussmann verlangt stärkere Beteiligung des Landes.

Sieht stabil aus, ist es aber nicht: Die Staatsoper Unter den Linden Bild: AP

Am Dienstag hatte Peter Dussmann seinen Rückzug von der Spitze seines Konzerns kundgetan. Gestern gab der Vorsitzende des Fördervereins Staatsoper bekannt, was er künftig zu tun gedenkt: Er will sich um die Sanierung der maroden Staatsoper Unter den Linden kümmern - und zwar notfalls auch allein.

Dussmann legte das vom Förderverein in Auftrag gegebene Gutachten zur Sanierung des Opernhauses vor. Danach belaufen sich die Kosten allein für die Rekonstruktion des Hauptgebäudes auf 123 Millionen Euro. Mit allen Nebengebäuden, etwa dem Intendantenhaus und den Magazinen, sollen sie 230 Millionen Euro betragen. Auf den von Opernchef Peter Mussbach gewünschten zusätzlichen vierten Rang muss aus Kostengründen verzichtet werden. In der Vergangenheit waren erst 90, dann 100 und sogar über 150 Millionen Euro als Summe im Gespräch. Drei bis vier Jahre soll die Sanierung in Anspruch nehmen, die 2010 beginnen könnte.

Mit der von den Senatsverwaltungen für Stadtentwicklung und Kultur durchgeführten Begutachtung ist nun klar, dass sich die Kosten für das Opernhaus deutlich erhöhen. "Durch die Gebäudeanalyse konnte endlich Klarheit geschaffen werden, wie es um den tatsächlichen Zustand des historischen Bau bestellt ist", sagte Dussmann.

Und er ist nach Aussage der Gutachter "schlimmer als angenommen", so Dussmann weiter. So sei es nötig, den gesamten Hauptbau mit Bühne, Zuschauerraum und Foyers zu sanieren. Der Knobelsdorff-Bau aus der Mitte des 18. Jahrhunderts, der nach Kriegsschäden von Richard Paulick 1955 nur notdürftig wiederaufgebaut worden war, sei voller Risse, Rost und bröckele. Hinzu komme, dass das Gebäude "voller Schadstoffe steckt". So ist das Dach mit Asbest verseucht.

Außerdem müsse die Brand- und Hubtechnik, die zum Teil noch aus dem Jahren 1922/23 stammt und nur noch eingeschränkt einsetzbar ist, "total erneuert werden", sagte der kulturbeflissene Großunternehmer. Schließlich wäre es nötig, das Bühnenhaus komplett abzudichten, da Grundwasser eintritt. "Dass überhaupt noch gespielt werden kann, ist nur möglich, weil der TÜV alle Augen zudrückt", so Intendant Mussbach.

Dass Dussmann das Gutachten gestern nicht gemeinsam mit der Senatsverwaltung vorstellte, ist ein unverkennbarer Seitenhieb. Denn die Verwaltung ist nach seiner Ansicht nicht "entschieden genug", die Staatsoper schnell zu sanieren. Während der Bund für das Haupthaus bereits 50 Millionen Euro zugesagt habe und der Verein - mit Bundespräsident Horst Köhler als Kampagnenmotor - 30 Millionen Spenden sammeln will, sei der Anteil Berlins ungeklärt, so Dussmann. Zwar habe Klaus Wowereit (SPD) - der das Haus am liebsten dem Bund übertragen würde - eine Beteiligung zugesichert, habe aber keine Summe genannt. Darum sei Wowereit "jetzt umso mehr gefordert". Kritik übte auch die FDP. Wowereits Strategie, des "verarmten Bettlers" müsse enden.

Einmal zahlen
.

Fehler auf taz.de entdeckt?

Wir freuen uns über eine Mail an fehlerhinweis@taz.de!

Inhaltliches Feedback?

Gerne als Leser*innenkommentar unter dem Text auf taz.de oder über das Kontaktformular.

Bitte registrieren Sie sich und halten Sie sich an unsere Netiquette.

Haben Sie Probleme beim Kommentieren oder Registrieren?

Dann mailen Sie uns bitte an kommune@taz.de.