Shopping-Center: Der rosa Riese ist erwacht

Das Einkaufszentrum Alexa spaltet die Berliner. Für die einen wertet es den Alexanderplatz weiter auf. Für die anderen ist es bestenfalls überflüssig.

Nicht die Alexa - aber farblich ganz nahe dran Bild: Reuters

Zumindest in einem Punkt sind sich Kritiker und Macher des Geschäftskolosses am Alexanderplatz einig: Mit dem Einkaufszentrum Alexa hält etwas Neues Einzug in die Welt der Einkaufszentren. Nur die Begründungen unterscheiden sich. Während die Macher von ausgeklügelten Kundenannehmlichkeiten schwärmen, graust es Kritiker vor nie da gewesener Konsumtristesse und städtebaulicher Ödnis. Von heute an können sich die Berliner selbst ein Bild machen.

Seit acht Uhr stehen die 56.200 Quadratmeter des rosafarbenen Monumentalbaus entlang der Alexanderstraße für Besucher offen. Nach bewährter Einkaufszentrumsmanier bietet das Alexa nahezu alles unter einem Dach: Geschäfte für Unterhaltungselektronik, Mode-, Kosmetik- und Schreibwaren, Supermärkte und Restaurants.

Tausend Menschen werden in dem Betonbau arbeiten. Das portugiesisch-britische Unternehmen Sonae Sierra hat nach eigenen Angaben gemeinsam mit dem französischen Partner Foncière Euris 290 Millionen Euro investiert. Dem ersten Riesenbau von Sonae Sierra in Deutschland soll hierzulande jährlich ein weiterer folgen. In Berlin ist bislang aber kein weiterer geplant.

Das wäre nach Ansicht von Branchenkennern auch überflüssig. "Der Berliner Markt für Shoppingcenter ist sehr hart umkämpft", urteilt der Chef des Handelsverbands Berlin-Brandenburg, Nils Busch-Petersen. In Berlin gebe es rund 50 große Einkaufszentren. Zum Vergleich: Im wohlhabenden Hamburg sind es 41, in Köln 8. Insgesamt bietet Berlins Einzelhandel laut Busch-Petersen 4,4 Millionen Quadratmeter Verkaufsflächen. Das seien rund 600.000 Quadratmeter Verkaufsfläche mehr, als der Höhe der Kaufkraft in der Stadt entsprächen.

Dennoch wird rund um den Fernsehturm rasant gebaut. Bereits letztes Jahr vergrößerte sich die Galeria Kaufhof. Ins benachbarte Berolinahaus zog eine Filiale des Bekleidungsriesen C&A. Auf dem letzten freien Grundstück am Alex wächst ein Neubau für den Unterhaltungselektronikmarkt Saturn. Und gegenüber dem Haus des Lehrers entsteht seit Ende Mai das Geschäftshaus "die mitte", ein sechsstöckiges Gebäude mit rund 22.000 Quadratmetern Fläche. Ab Frühjahr 2009 soll es Platz für 15 Geschäfte bieten.

All das, urteilt Jan Pörksen von der Industrie- und Handelskammer (IHK), durchkreuze nicht die Absichten der Alexa-Betreiber. "Das Konzept ist neu in Berlin. Das Alexa macht Angebote zur Freizeitgestaltung, beispielsweise die Kindercity und die Stadtlandschaft mit Modelleisenbahn und -flughafen. Das soll die Verweildauer der Kunden erhöhen." Denn das Einkaufszentrum richte sich weniger als seine Konkurrenten an Kunden aus dem näheren Einzugsbereich, "sondern auch aus den Randbezirken, dem Umland und natürlich an Touristen". Viele Kunden werden daher voraussichtlich mit dem Auto zum Alexa fahren. Nicht gerade ein Grund für die Kritiker, den Koloss zu mögen.

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