Sakralbauten: Erleuchtung in der Hasenheide

Rund 6.000 Hindus leben in der Stadt. Für sie gibt es gute Nachrichten: In der Neuköllner Hasenheide entsteht der zweitgrößte Hindu-Tempel Europas. Der Grundstein wird schon Ende Oktober gelegt

Noch in Indonesien, bald auch in der Hasenheide: Hindus und einer ihrer Tempel Bild: AP

So einen Auftritt hat ein Bezirksbürgermeister nur einmal im Leben: Ein freundlicher Inder setzt Heinz Buschkowsky (SPD) eine goldene Kopfbedeckung auf, legt ihm mehrere bunte Schals um den Hals und zeichnet ihm, ganz zum Schluss, einen roten Punkt auf die Stirn. Würdig, wie es seiner Aufmachung entspricht, gibt der geschmückte Sozialdemokrat daraufhin die gute Nachricht für Neukölln bekannt: In der Hasenheide entsteht der zweitgrößte Hindutempel Europas, schon im Oktober ist Baubeginn. "Wenn in Berlin ein solcher Tempel gebaut wird, wo denn sonst außer in Neukölln?", freut sich Buschkowsky für seinen Multikulti-erprobten Bezirk.

In der Stadt leben 6.000 Hindus, für sie möchte der Verein Sri Ganesha Hindu Tempel Berlin in dem Volkspark auf einer Fläche von 4.600 Quadratmetern eine Tempelanlage errichten, sie wird rund 300 Personen Platz bieten. Das Imposanteste am Gebäude wird der Gopuram sein, ein 17 Meter hoher Torturm am Eingang. Eine Gemeindehalle im Innengebäude soll für Yoga- und Meditationsangebote genutzt werden. Der Grundstein für den Tempel, der deutschlandweit der größte wird, werde Ende Oktober gelegt, verspricht Vereinspräsident Avnish Kumar Lugani. Seit zwei Jahren verhandelt die Organisation mit dem Bezirksamt, jetzt hat Buschkowsky dem Verein den Pachtvertrag für das Grundstück überreicht. Das Areal befindet sich am nordöstlichen Rand des Volksparks, nur ein paar Dutzend Meter vom Hermannplatz entfernt. Auch die Baugenehmigung soll laut Buschkowsky bald folgen: "Das Projekt stößt planungstechnisch auf keinerlei Probleme."

Bürokratische Hindernisse sind zudem kaum zu erwarten, schließlich mühten sich die Vereinsmitglieder nicht nur um die Verschönerung des Bezirksbürgermeisters, sondern auch um göttlichen Beistand: Bevor die Presse fragen durfte, musste die silberne Ganesha-Statue auf dem Rathaustisch besänftigt werden. Die angekündigte "feierliche Vertragsübergabe nach hinduistischer Tradition" gestaltete sich entsprechend exotisch. Da wurden Blüten und Obst drapiert, Räucherstäbchen entzündet und ab und zu ein Glöckchen geklingelt. Ein älterer Mann murmelt und spaltet eine Kokosnuss. Der Bezirksbürgermeister wartet andächtig, bis die Zeremonie vorbei und alles hinreichend gesegnet ist.

Für ihn sei der Tempelbau nicht nur städtebaulich eine Bereicherung, so Buschkowsky: "Der Tempel, nur einen Steinwurf entfernt von Berlins schönster Moschee auf der einen und der Genezareth-Kirche auf der anderen Seite, wird ein Symbol dafür sein, dass drei Weltreligionen friedlich zusammenleben können." In der apostolischen Nuntiatur, unweit der Hasenheide, ist die Vorfreude auf den Nachbarn zurückhaltender. "Die Nuntiatur hat kein Interesse, zum Tempelbau Stellung zu nehmen", sagt ein Mitarbeiter. "Aber es gibt ja keine Möglichkeit, das zu verhindern."

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