Die Woche: Wie geht es uns, Herr Küppersbusch?

Der ehemalige Aktenständer des großen Strauß ist mit seinem Konzept "keine Idee, das aber beharrlich" nun zu seinem Ende gekommen. Dort ist Joschka Fischer noch nicht. Es gilt, in seinem neuem Buch die Tempuswahlen zu beachten.

taz: Herr Küppersbusch, was war schlecht letzte Woche?

Friedrich Küppersbusch: Hat jemand auch beobachtet, dass die Apfelbäume werfen, als gäbe es kein Morgen? Wie doof ist denn das, jeden Tag ne Plastikwanne Fallobst zu kompostieren?

Was wird besser in dieser?

Pferde, die aufmerksam taz lesen, schauen bei uns vorbei.

Die CSU hat ihren Parteitag über die Bühne bekommen. Ist jetzt wieder alles okay?

Schon Streibl und Stoiber waren unterformatig, gemessen an Mehrheit, Macht und Maßstab Strauß. Huber und Beckstein gelang es weder bei Stoibers Kanzlerniederlage noch seinem Scheitern als Superminister, die blonde Altlast aus eigener Kraft beiseitezuräumen. Also ist das eigentlich Neue die Ministerpräsidentenbezwingerbezwingerin St. Pauli. Beckstein meint wohl vor allem deren Mund, wenn er die "legendäre Geschlossenheit" der CSU anmahnt.

Noch ein letztes Nachwort zu Edmund Stoiber?

Der ehemalige Aktenständer des großen Strauß mag ein Virtuose des Winkelzuges gewesen sein: keine Idee, die aber beharrlich. Die gerühmte Kombi "Laptop und Lederhose" (Pauli: Laphose und Ledertop) ist mehr Erbe der Straußschen Technikverehrung als Stoibers Verdienst. So gesehen wäre vom bundesweiten Ärgerpotenzial her wie auch in biografischen Motiven Seehofer für die politische Konkurrenz schlimmer gewesen als Hubersteinbeck: das Horst-Case-Szenario.

Gibt es in Bayern eigentlich noch die SPD?

Wollte ich auch gerade fragen. Vermutlich wäre eine politische Formation aus Seehofer, Pauli, Gauweiler und als Ehrengast Ludwig Stiegler im roten Pullunder gefährlicher.

Am Mittwoch ist der Tag der Deutschen Einheit - und niemanden interessierts. Gibt es die Ost-West-Spaltung noch - oder ist die Ossi-Wessi-Inszenierung aus den 90er-Jahren?

Man kann schon fragen, ob die Migration das Problem dieser Gesellschaft ist - oder die Ossis, die mit ihrem Eintritt in eine moderne Migrationsgesellschaft nicht klarkommen. So gesehen ist mir eher dringlich an einer Ost-West-Spaltung gelegen. Denn nur dann bleibt offenbar : Die, die die deutsche Einheit gemacht und die sie so gemacht haben, sind auch die Paten der NPD-Wahlerfolge und der dauerhaften Installation einer Teilung der Linken. Gegen Letzteres würden sich Kohl, Seiters, Schäuble, Genscher vermutlich nicht mal wirklich entrüstet wehren. Die DDR wurde unmündig zwangsverheiratet, und das rächt sich bis heute. Die Täter sollten beharrlich an ihre Verantwortung erinnert werden. Als halbwegs verfassungspatriotischer Westdeutscher in den Grenzen von 89 bin ich immerhin Heimatvertriebener, das ist auch nicht so dolle.

Was mögen Sie an Ostdeutschland?

Berlin.

Was mögen Sie an Ostdeutschland nicht?

Rein sprachlich: Wenn wir schon die Sachsen aufnehmen müssen, hätten wir dann nicht wenigstens die Schwaben wegschenken dürfen?

In dieser Woche stellt Joschka Fischer seine Erinnerungen "Die rot-grünen Jahre" vor. Auch wenn es für historische Betrachtungen vielleicht etwas früh ist: Hat er bleibende Verdienste?

Antje Vollmer nennt es "die Einwanderung dieser Generation ins eigene Land". Das ist so schlau, dass um ihr Buch sicherheitshalber nicht so n Wirbel gemacht wurde. Und Fischer brauchte viel höhere Dosen politischen Gifts - Ämter, Bedeutung, Opfer -, um beim Einwandern aus Versehen dann aber auch gleich bis zum rechten Ende durchzusprinten. Er hat als Leitfigur einer ganzen Generation ein lebbares Beispiel gegeben, sich diese Bundesrepublik passend zu machen. Und sich diesem Land passend zu machen. Die Tempuswahl in seinem Satz "Ich war müde" lässt nichts Gutes ahnen. Damals wurde sein Buch über Außenpolitik zutreffend als Bewerbung gedeutet. Der schreibt keine Bücher für die Vergangenheit. Dafür isser auch zu jung.

Und was sind seine gravierendsten Fehler?

Er würde auch Schwarz-Grün noch mentorisieren, wenn ihm das die Basis für einen hübschen EU- oder UN-Job brächte. Die Grünen zerreißt es gerade bei dem Versuch, das zentrale Alleinstellungsmerkmal der "Friedenspartei" zurückzuerobern - das hatte Fischers beruflicher Planung damals im Wege gestanden.

Und was macht Borussia Dortmund?

Hat das Zeug, jetzt beherzt in den Abstiegskampf einzugreifen. Hiesige Fanzines sprechen von "Oma-Fußball", was man nach Ansicht des KSC-Spieles als Seniorinnendiskriminierung zurückweisen muss.

FRAGEN: SR

Einmal zahlen
.

Fehler auf taz.de entdeckt?

Wir freuen uns über eine Mail an fehlerhinweis@taz.de!

Inhaltliches Feedback?

Gerne als Leser*innenkommentar unter dem Text auf taz.de oder über das Kontaktformular.

Bitte registrieren Sie sich und halten Sie sich an unsere Netiquette.

Haben Sie Probleme beim Kommentieren oder Registrieren?

Dann mailen Sie uns bitte an kommune@taz.de.