Schulen: Mit Rütli ging es wieder los

Ist das US-amerikanische Busing, die Durchmischung von Ethnien an Schulen, auch eine Lösung von Problemen an uneren Schulen? Experten glauben: Nein.

Berliner Rütli-Schule im Mai 2006 - unter Polizeischutz Bild: dpa

BERLIN taz Auch hierzulande wird seit Jahrzehnten oft und viel über die "richtige Schülermischung" geredet. Gerade in Ballungsgebieten wächst die Zahl der Schulen, deren SchülerInnen bis zu 100 Prozent keine deutschen MuttersprachlerInnen sind. Diese Entwicklung beunruhigt Öffentlichkeit und Politik, viele Pädagogen sehen den Lernerfolg der Kinder als solchen Schulen gefährdet.

Angesichts dieser Lage geistert auch immer mal wieder die Idee des Busing durch solche Debatten - also des Transports von SchülerInnen aus sozial benachteiligten Vierteln zu Schulen in sozial besser gestellten Stadtteilen. Zuletzt kam die Diskussion über dieses Busing auf, als vor gut einem Jahr das Kollegium der Neuköllner Rütli-Hauptschule in Berlin seine Kapitulation vor einer aggressiven Schülerschaft erklärte, die zu über 80 Prozent nicht deutscher Herkunft war. Doch nicht mal die Berliner CDU wollte sich damals vor den Karren Busing spannen lassen. "Das Verschicken von Schülern quer durch die Stadt löst keine Integrationsprobleme", begründete das die damalige bildungspolitische Sprecherin der Berliner CDU, Katrin Schultze-Berndt. Stattdessen forderte die Christdemokratin "mehr lehr- und sozialpädagogisches Personal an den Schulen". Zuvor war es 2002 der Sozialdemokrat Sigmar Gabriel, damals Ministerpräsident von Niedersachsen, der das Thema Busing ins Gespräch gebracht hatte. Grund war das Versagen deutscher Schüler in der Pisa-Untersuchung. Doch auch er konnte sich mit seinem Vorstoß nicht durchsetzen.

"Unpraktikabel" nennt Sanem Kleff, Leiterin des bundesweiten Projekts "Schule ohne Rassismus", die Idee des Busing. Jeder, der sich sachlich mit dem Thema befasse, komme zu diesem Schluss. "Es müssten in manchen Gebieten zehntausende von Kindern bewegt werden", so Kleff. Das koste Millionen. Der positive Effekt der dadurch erreichten Schülermischungen sei überdies keineswegs nachgewiesen.

Manche Konservative plädieren in der Debatte über Problemschulen derzeit für ganz andere Lösungen: So schlug die Berliner FDP kürzlich vor, renitente Schüler an einer Hauptschule zu konzentrieren und getrennt von anderen zu unterrichten. Und der brandenburgische Innenminister Jörg Schönbohm (CDU) will sie am liebsten gleich probeweise ins Gefängnis schicken: "Schnupperknast" statt Schule.

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