Dreißig, vierzig Jahre

Dreißig Jahre Deutscher Herbst: Diese Diskussion steuert ihrem Höhepunkt zu. Doch keine Angst vor der Leere nach der Klimax. Von Januar an wird 1968 über Gebühr stark gefeiert

VON JAN FEDDERSEN

Kommenden Donnerstag wird das Datum anfallen, um das es nun seit einem guten halben Jahr geht. Im Februar begann die Diskussion über einen der letzten Gefängnisinsassen der Roten-Armee-Fraktion (RAF), über Christian Klar. Bundespräsident Horst Köhler hat am Ende den ausschließlich ihm zustehenden Akt der Begnadigung verweigert – auch nach einem persönlichen Treffen, hieß es in verschiedenen Bekundungen, habe der Inhaftierte die Einsicht in die Falschheit seines Tuns, für das er angeklagt und verurteilt worden war, nicht vermitteln können oder wollen. In fünf Tagen jedenfalls ist dieses Erinnerungsdatum erreicht: dreißig Jahre Deutscher Herbst.

Am 18. Oktober vor drei Jahrzehnten wurden drei der prominentesten Gefangenen der RAF tot in ihren Stammheimer Zellen aufgefunden. Andreas Baader, Gudrun Ensslin und Jan-Carl Raspe hatten ihre politische wie persönliche Niederlage konsequent inszeniert. Noch viele Jahre glaubten ihre früheren Freunde, Sympathisanten und die ihnen grundsätzlich Gewogenen, es könne sich bei ihrem Tod auch um staatlich ins Werk gesetzten Mord handeln. Gewusst werden kann nun, nach einer Fülle von Dokumentationen und Selbstzeugnissen, ein gutes halbes Jahr nach dem Auftakt dieses Diskurses um den sogenannten Deutschen Herbst, dass die RAF-Köpfe sich selbst ein Ende setzten. Sie waren strafrechtlich verurteilt worden und wären als gewöhnliche Gefangene aus ihrem Zusammenschluss gerissen worden. Darauf hatten vor allem Baader und Ensslin keine Lust: Ihr Stammheim war ihnen ja gerade kein Gefängnis, sondern eine, auch das musste das Publikum zur Kenntnis nehmen, gut vernetzte Kommandozentrale des linken Terrorismus schlechthin.

In einem gewöhnlichen Knast aber wollten Baader, Ensslin und Raspe nicht leben: Sie wären auf der Bühne der linksradikalen Weltinterpretation keine Stars gewesen, sondern gezwungen, mit der Chorus Line vorliebzunehmen. Womöglich mit Baader in der Gefängnisnähstube, in der Küche oder als Hilfsbibliothekar, die Ensslin ebenfalls integriert in einen Modus der Inhaftierung, der ihr, die ja auch die Bühne liebte, nur den Schnürboden überlassen hätte, eine Frau, die wohl oder übel im Knast, um nicht an Langeweile zu sterben, Jobs übernommen hätte. So wie andere Gefangene eben auch.

Aber normale Gefangene, Knastpöbel sozusagen, wollten sie nicht werden – und die linke Welt in Freiheit gab ihnen ja auch immer das Gefühl, zu mehr zu taugen denn zu simpler Gefangenschaft. Es waren ja Helden und Heldinnen. Gern wüsste man, was aus ihnen geworden wäre, hätten sie – wenigstens theoretisch – sich selbst nicht den Rest gegeben. Andreas Baader, nun 64 Jahre. Tingelte er als Aufreißer par excellence immer noch durch die Lokale der Republik und gäbe den bohemistischen Stenz? Oder neigte er mählich auch modisch zu herbstlich gedeckteren Farben, zu einer gewissen Strategie, um sich selbst unauffällig zu machen? Was würde er vom Leben noch erwarten, wie blickte er zurück? Wie lange hätte er überhaupt mit seiner Lebensweise in Freiheit überlebt? Was sähe er, holte er die Fotografien aus seiner Erinnerungskiste, die Herbert Tobias von ihm in den frühen Sechzigern gemacht hat – ein wie unter der Haut fiebernder Narziss, seiner Schönheit gewiss und auch seines Rabaukentums? Was empfände Gudrun Ensslin, heute 67 Jahre? Hätte sie nach ihrer Haft womöglich eine Boutique aufgemacht, in einer Art sich selbst züchtigenden Schwenks des eigenen Bildungsromans von der Pastorentochter mit Neigung zu schicken Klamotten, eine Buchhandlung für christliche Erweckungsliteratur? Wie sähe Ulrike Meinhof jetzt die Welt? Fände man ihren Namen unter einer der damals so beliebten Solidaritätserklärungen? Gehörte sie wieder zum Unterschriftenadel, hätte sie eventuell sogar wieder eine hübsche Bleibe auf Sylt, oder jetzt eben auf Mallorca? Wäre sie auf Evangelischen Kirchentagen der Stern aller Podien, die Frau, der man vergibt? Was würde sie, vor kurzem wäre sie 73 geworden, ihren Töchtern sagen, die sie im Namen ihres Kampfs verließ, falls diese zum Zuhören bereit wären? Und fragte sie dann irgendeiner gründlich: „Liebe Frau Meinhof, hatten Sie damals etwa nicht alle Tassen im Schrank, Ihre Sicht der Dinge allen terroristisch aufzwingen – Ihre journalistischen Geschichten waren doch aufrührerisch genug? Warum dieses Leben, das nur Selbstvernichtung bringen kann und also keines sein will – warum bloß?“?

Die Freunde von einst jedenfalls, sieht man sie in einem Publikum einschlägiger Veranstaltungen von Autonomen, wirken ja nicht verbittert. Viele haben den Hass von einst absolut luftdicht konserviert. Alles Schwein, dieses System. Überall Scheiße, nichts als „Es wird immer schlimmer“. Und wie vor dreißig Jahren lässt sich eben für diese Haltung kein Beleg finden, denn wenn schon immer alles immer übler wird, ist ja irgendwann alles vergebens. Nie hätte sich irgendwas gelohnt, sich ausgezahlt, das Leben für jeden Einzelnen einen Sinn gehabt.

Am glaubwürdigsten in dieser Haltung ist die Anfang der Achtzigerjahre in die DDR übergesiedelte und später, nach der Wende, verurteilte Inge Viett. In einem Gespräch mit dem Zeit-Autor Christoph Dieckmann bekennt sie, dass es ihr und ihren GenossInnen nicht darum zu tun war, von der bürgerlichen Welt anerkannt zu werden, denn „Aufständische werden nicht gewählt“. Ein Satz, der den Trick der Selbstermächtigung verrät – und ihn ins Recht setzt, weil jene, die hätten wählen können, innerlich, so geht wohl die Logik Vietts, die Kostbarkeit von aufopferungswilligen Kadern wie sie niemals hätten erkennen können.

Wobei auch diese Perspektive – wenigstens bei der demokratischen Linken – dieses Jahr doch heftig erschüttert wurde. Nicht nur dass mittlerweile nicht mehr geglaubt wird, dass in den Sechzigerjahren ein Aufstand notwendig gewesen wäre, weil doch, im Sinne einer zivilisierten Bundesrepublik, alles längst im Fluss war. CDU zu wählen war unter Jugendlichen und Jungerwachsenen so was von uncool – und wer es doch tat, hielt lieber die Klappe. Der SPD war doch das Wahlrecht ab 18 zu verdanken, nicht den reaktionären christlichen Politikern.

Und der Mann, der schließlich 1969 Regierungschef wurde, war ein von den Nazideutschen ins Exil getriebener. Willy Brandt und der Liberale Walter Scheel standen für einen gesellschaftlichen Aufbruch, der nicht umsonst offiziell mit „Mehr Demokratie wagen“ betitelt war. Nichts von dem, was die RAF so erzählte über das, was sie für die deutsche Wirklichkeit hielt, war triftig oder nur näherungsweise mit ihr in Deckung zu bringen. Aufstand? Wer wissen möchte, wie es 1969 den Konservativen ging, nachdem diese von ihrem Erbhof, der Bundesregierung, eisenhart verjagt worden waren, lese Arnulf Barings 1982 erschienenes Buch „Machtwechsel“: Die Union, all diese schwarzbräunlichen Vaterländler, rasenden Christen, nationalistischen Dumpfbacken und Verhinderer von so gut wie allem, was ihrer Idee von kleinbürgerlicher Ruhe widersprach, so steht es in dieser Dokumentation, sie hatte Furcht, nie wieder ans Ruder gelassen zu werden.

Wenn also am nächsten Donnerstag dieses bizarre, nun ja: Jubiläum „Dreißig Jahre Deutscher Herbst“ endet, darf summiert werden. Die Bundesrepublik ist auch durch das Krisenmanagement angelegentlich der Entführung Hanns Martin Schleyers durch Kanzler Helmut Schmidt vor der Versuchung bewahrt worden, sich von der Rechtsstaatlichkeit zu lösen: Die Todesstrafe war nie ein Mittel, dessen man sich seitens der sozialliberal Regierenden bedienen wollte. Selbst Linke finden sich, im historischen Rückblick, mit dem Kontaktsperregesetz ab: Es war ersichtlich, dass die Anwälte der RAF nicht in erster Linie nur ihren üblichen Aufgaben nachkamen, sondern auch als Quasikuriere der RAF-Gefangenen mit deren Truppen in Freiheit agierten.

Noch immer wird gern die Mär verbreitet, auch von Karl-Heinz Dellwo, einem einstigen RAF-Mann, die Bundesrepublik sei ja durchsetzt gewesen von Nazis. Glauben kann man ihr nicht mehr schenken. Viele, die vor den Nationalsozialisten flohen, teils sie auf amerikanischer Seite im Krieg bekämpften, wollten ein Land, das nichts mehr zu tun haben sollte mit der lärmenden Revolutionsromantik der Weimarer Republik, nichts mit Straßenschlachten und nichts mit Antiamerikanismus. Unter dem Nationalsozialismus tätige Männer wie Kurt Georg Kiesinger, den baden-württembergischen Ministerpräsidenten Hans Filbinger oder Bundespräsident Heinrich Lübke gab es in den Institutionen noch zuhauf.

Doch sie wurden längst flankiert oder kaltgestellt von Politikern, die Exil oder Verbannung hinter sich hatten: Hamburgs Bürgermeister Herbert Weichmann oder Willy Brandt, Publizisten wie Hans Habe und Richard Löwenthal – die passten zwar den Linksradikalen nicht, weil sie romantische Konzepte von Rebellion als Selbstzweck, als Spielzeug der Selbstverwirklichung überhaupt nicht schätzten, ja Angst vor ihnen hatten. Allesamt war ihnen die Regelhaftigkeit des Demokratischen, der kalte Verlauf von Kompromissfindung, lieber als jede selbstbetrunkene Ermächtigungsfantasie: Die hatten sie in der nationalsozialistischen Bewegung zur Macht kommen sehen, und die sollte nie mehr wahr werden.

Birgit Hogefeld sitzt noch im Gefängnis, übernächstes Jahr soll Christian Klar nach dem gleichen Modus freikommen wie jüngst Brigitte Mohnhaupt. Feiner Rechtsstaat, möchte man noch anfügen, seine entschlossensten Gegner lässt er am Leben und unterbreitet ihnen einen weichen Teppich der Rehabilitation. Damit könnte die Chose namens RAF ihr Bewenden haben, Walter Kempowski hatte kurz vor seinem Tod noch von „Schwamm drüber“ gesprochen. Der „Bodensatz von Achtundsechzig“, wie Jan-Philipp Reemtsma den linken Terroristen zu begreifen vorschlug, könnte endgültig zum Sediment geworden sein, darauf wartend, dass es Fossil werde so wie viele Aufwallungen der Geschichte, die weder Andreas Baader noch seinen Opfern gut bekamen.

Letzte Reste von Glorifizierung der RAF-Szeneasten sind dennoch zu bestaunen. Karl-Heinz Dellwo, der immerhin spricht und nicht einfach nur schweigt, wird von Clais von Mirbach, dessen Vater beim Überfall der RAF auf die deutsche Botschaft in Stockholm 1975 ermordet wurde, kritisiert. Von Mirbach sagte der Journalistin Anne Siemens: In der Dokumentation „Stockholm 1975“ wird Dellwo, an dem Attentat beteiligt, gezeigt. „Das Signet der RAF ist während des Interviews minutenlang in seiner Küche zu sehen. Man stelle sich einen rechtsradikalen Mörder vor, der in seiner Wohnung einschlägige Zeichen aus der Naziszene vorzeigt. Diese plakative Verklärung des Revolutionären wird bekräftigt durch seine aktuellen öffentlichen Äußerungen zu politischen Ereignissen.“ Dellwo sei auch ein gefragter Mann, wenn es um Statements zu Hartz IV gehe, auf Podien, in Akademien. Mirbach weiter: „Dellwo sieht sich offenbar immer noch auf einer moralisch höheren Stufe als den Großteil der Gesellschaft, als einer, der Ungerechtigkeiten aufdeckt und diese von einer überlegenen Warte herab kommentiert.“

Eine Skizze, die die wahre innere Verwandtschaft der RAF und des linken Terrorismus mit der gesamten Protestbewegung der späten Sechzigerjahre umreißt. Was Clais von Mirbach an Dellwo wahrnimmt, hätte er aus allen Protokollen von Verfahren gegen RAF-Mitglieder herausdestillieren können: Linke haben zu regelhaften Verfahren gesellschaftlicher Kompromissbildung immer ein moralisch erhabenes Verhältnis. Was ihnen nützt, wird anerkannt, was ihnen widerspricht, ist sozial, ethisch oder moralisch verfehlt. Mit dieser Waffe – deren mächtigste die der Klage wider Ungerechtigkeit ist – wird der politische Gegner seit mehr als vier Jahrzehnten im Zaun gehalten. Was die Linke (also auch ihre vulgär-mörderische Variante, die RAF) tat, tat sie aus moralisch unangreifbaren Gründen.

Deshalb ist es auch kein Wunder, dass ein Emblem wie das der RAF in einer TV-Dokumentation gezeigt werden kann und nicht ähnlich provoziert wie ein Hakenkreuz: Konservative würden niemals in einem nationalsozialistischen Symbol wenigstens ein Spurenelement dessen erkennen, was sie gesellschaftlich auch ersehnen könnten. Ins RAF-Signet aber scheint der religiös anmutende Furor eingesunken, dem die radikale Linke seit Jahrzehnten anhängt. Alles wird immer schlimmer, immer elender, alles verarmter und böser. Da ist es bis zu apokalyptischen Inszenierungen wie jener der RAF kein weiter Weg: War nicht verständlich, dass sie zu scharfen Waffen griffen – denn sie wollten ja, wenn auch konsequent, irgendwie Ähnliches wie man selbst? Gegen Elend, Armut, das Böse, alle Übel und die schlechte Welt als solche? Dieser Zweck heiligt doch fast alle Waffen – und wenn es schiefgeht, waren nicht die Mittel verfehlt, mörderisch, gegen jede Moral, sondern nur das System war mal wieder stärker.

Dieser Charakter der moralischen Güte ist auch jenem Projekt eigen, das im kommenden Jahr ebenfalls zur Feier ansteht: vierzig Jahre Achtundsechzig, mit der Beschwörung dessen, was „Dreißig Jahre Deutscher Herbst“ war.

In Frankfurt am Main wird just eine Ausstellung vorbereitet, die dieses Jahr ebenso feiert wie ein Buch, das der S. Fischer Verlag nun schon publiziert hat; offenbar will man, was das Feiern von Jubiläen angeht, nicht zum Allerletzten gehören: „1968. Die Revolte“, herausgegeben von Daniel Cohn-Bendit und Rüdiger Dammann. Eine in besonders großen Buchstaben gehaltene und mit einer Fülle von Fotografien illustrierte Revue, die eigentlich keinen Blick auf dieses Jahr eröffnet, der in irgendeiner Weise neu wäre.

Man feiert sich also selbst. In der Frankfurter Ausstellung wird es sogar Lichtbilder geben, die man aus diesem Jahr kennt, eines mit Gudrun Ensslin und Andreas Baader, wie sie, schon auf der ersehnten Flucht, versehen mit der Aura der Entflohenen, endlich im Freien, in Paris, beisammensitzen. Tatsächlich könnte dieses Foto – von der frühen RAF-Frau Astrid Proll inszeniert – ärgerlichen stimmen, denn was soll das, was unter Achtundsechzig verstanden werden kann, mit mörderischer Militanz und einem Desperadotum zu tun haben, wo Militanz doch die auf Freisinnigkeit gerichtete Stimmung im Lande eher gefährdete?

Ist es aber nötig, die RAF wieder in den Reigen dieses Aufbruchs einzugliedern? Als seien Ensslin, Baader, Meinhof und die anderen nur durch die Umstände gezwungen worden, eine kriminelle Vereinigung zu werden? Warum bloß lieben HistorikerInnen den Kick, den die RAF offenbar noch verströmt? Nächstes Jahr, darüber gibt auch das Buch Cohn-Bendits Aufschluss, soll wieder so getan werden, als sei nicht die Kriegsniederlage von Nazideutschland das entscheidende Datum gewesen, das aus Deutschland einen zivilisierten Staat machte, und zwar hauptsächlich unter amerikanischem und britischem Druck, sondern all die studentischen Kader der späten Sechziger.

Und warum soll Jüngeren, die sich vielleicht für das Buch wie die Ausstellung interessieren, erzählt werden, dass sich quasi über Nacht alles zum Guten wendete? Die Erinnerung an dieses Jahr kann nach Lage der Dinge nur grauslich werden. Was in den Fünfzigerjahren sich tat, was an Protest gelebt wurde, welche Aufbrüche damals unter der stickigen Plane des christlichen Adenauer-Regimes langsam heranreiften, hat Wolfgang Kraushaar in seiner so fetten wie eindrucksvollen „Protestchronik“ zu den Fünfzigern aufgelistet.

Achtundsechzig, anders gesehen, war ein Jahr, in dem auch die akademischen Stände auf die Pauke hauten; die proletarischen Milieus hatten auf ihre Art allenthalben mit Freiheitsbewegungen begonnen. Das Grundgesetz gab die Melodie vor – mit seiner Hilfe und der des Bundesverfassungsgerichts waren seit den frühen Sechzigern auch alle Frauen tatsächlich vor dem Gesetz gleich und nicht vom Gatten abhängig. Die Auseinandersetzung mit den Altnazis war keineswegs eine studentische Bewegung, sondern in liberalen Zirkeln, bis in die Union hinein, möglich gemacht worden. Was am 1. Januar beginnt, ist die Glorifizierung eines Jahres, das, die Geschichte der Bundesrepublik von 1949 an inbegriffen, nur eines unter vielen war. Ein wichtiges gewiss, aber es gab wichtige davor ebenso.

Denn was in diesem Poesiealbum Cohn-Bendits und Dammanns, was in der Frankfurter Multimediashow in Bälde nicht notiert steht, ist, dass mit Sozialismus, mit Kampf gegen das System, mit Nazitum und Unfreiheit die allermeisten, die 1969 Willy Brandts Kanzlerschaft möglich machten, nichts zu schaffen hatten. Es herrschte wahrlich keine Ruhe im Land, die deckchenbestickende Fünfzigerjahre-Stille an der Oberfläche war keine mehr.

JAN FEDDERSEN, 50, ist taz.mag-Redakteur