Filmindustrie: Tom Cruise im Bendlerblock erschossen

Wie im Drehbuch für ein Melodram: Nach Schweigeminute und Ansprache an das "Valkyrie"-Filmteam dreht Tom Cruise die Hinrichtung Stauffenbergs samt Mitverschwörer im Bendlerblock in Erinnerung an den 20. Juli 1944.

Ein schauspielerische Meisterleistung: Tom Cruise im Leichensack Bild: Reuters

Berlins derzeit wohl spektakulärste und zugleich umstrittenste Dreharbeiten haben am Wochenende einen denkwürdigen Höhepunkt erreicht. Das Filmteam um den Hollywoodschauspieler Tom Cruise, das in der Stadt den Film "Valkyrie" über den Hitler-Attentäter von Stauffenberg produziert, setzte am Samstag im historischen Bendlerblock die Hinrichtung der Stauffenberg-Verschwörer in Szene - und sich selbst.

Superstar Tom Cruise und die Crew legten am nächtlichen Set - ganz hochdramatisch - eine Schweigeminute ein, um der erschossenen Attentäter zu gedenken. Auch wurde aus dem Abschiedsbrief des Mitverschwörers von Wartenburg vorgelesen. Regisseur Bryan Singer rief die geschichtliche Dimension des Ortes in die Erinnerung. Claus Schenk Graf von Stauffenberg war gemeinsam mit anderen Widerstandskämpfern am 20. Juli 1944 nach dem gescheiterten Anschlag auf Hitler im Hof des Bendlerblocks exekutiert worden.

Die "Valkyrie"-Filmarbeiten im Bendlerblock dauern bis zum heutigen Montag an. In den vergangenen Nächten war der Hof des Gebäudekomplexes mit Scheinwerfen hell ausgeleuchtet worden, Kulissen wurden aufgebaut und die Hinrichtungsstelle mit Sand und Bretterwänden rekonstruiert. Nach wochenlangem Streit um die Drehgenehmigung konnte Stauffenberg-Darsteller Cruise endlich vor der historischen Kulisse filmen. Auf dem Drehplan standen die dramatischen Szenen: die Hinrichtung der Hitler-Attentäter, die einzeln vor das Erschießungskommando geführt und getötet wurden.

Es sei der Produktionsfirma United Artist und dem Stab wichtig gewesen, die Schweigeminute vor dem Dreh abzuhalten, berichtete der Schauspieler Matthias Schweighöfer, der einen Soldaten spielt. Um die Gedenkminute hätte Regisseur Singer das Team gebeten, damit die "Würde des Ortes" gewahrt werde und die Beteiligten vor und hinter der Kamera sich rücksichtsvoll während der Szenen verhalten sollten. Damit wohl die richtige Gefühlslage dabei aufkommt, las Drehbuchautor Christopher McQuarrie die beklemmenden Abschiedszeilen von Yorck von Wartenburg vor.

Der "Valkyrie"-Streifen, der im Sommer 2008 in die Kinos kommen soll, hatte schon vor dem Dreh für Furore gesorgt: Stauffenberg-Darsteller Tom Cruise war wegen seiner Scientology-Anhängerschaft kritisiert und ihm die Fähigkeit für diese Rolle abgesprochen worden. Der Film hatte erst keine Drehgenehmigung für den Originalschauplatz erhalten. Erst nach Debatten und Drehbuchänderungen wurde eine Genehmigung des heute vom Verteidigungsministerium genutzten Gebäudes erteilt.

Einmal zahlen
.

Fehler auf taz.de entdeckt?

Wir freuen uns über eine Mail an fehlerhinweis@taz.de!

Inhaltliches Feedback?

Gerne als Leser*innenkommentar unter dem Text auf taz.de oder über das Kontaktformular.

Bitte registrieren Sie sich und halten Sie sich an unsere Netiquette.

Haben Sie Probleme beim Kommentieren oder Registrieren?

Dann mailen Sie uns bitte an kommune@taz.de.