Schnellurteil gegen Neonazi

10 Monate ohne Bewährung für Mann, der in Schwerin französische Touristen mit Steinen beworfen hat

SCHWERIN taz ■ Das Urteil war schnell gefunden. Nur zehn Tage nach einem Angriff auf französische Touristen mussten sich gestern die Täter vor dem Amtsgericht Schwerin verantworten. Ein Angeklagter erhielt 10 Monate Haft ohne Bewährung.

Die Staatsanwaltschaft warf einem 46-jährigen Mann und einen 23-Jährigen vor, am 17. Juli in der Landeshauptstadt von Mecklenburg-Vorpommern Jugendliche aus Frankreich mit Flaschen und Steinen angegriffen zu haben. Im beschleunigten Verfahren verurteilte das Gericht in nur einem Verhandlungstag den älteren Angeklagten wegen versuchter schwerer Körperverletzung in Tateinheit mit Volksverhetzung. Das Verfahren gegen den jüngeren Mann wurde abgetrennt und vertagt.

Die Staatsanwaltschaft hatte das beschleunigte Verfahren angestrebt, um die Opfer nicht erst aus Frankreich zurückzurufen oder dort aussagen lassen zu müssen, erklärte ein Sprecher der Ermittlungsbehörde. Denn am Sonntag fahren die betroffenen Teilnehmer eines internationalen Workshops „Ein grenzenlose Miteinander“ der Schweriner Schule der Künste wieder nach Hause.

Am zweiten Tag des Workshops waren einige Jugendlichen von mehreren „einheimischen Nazis“ angegriffen worden, so ein Sprecher der Schule. „Es waren erwachsende pöbelnde Männer“, erklärte die Schulleitung weiter. Die Jugendlichen, von denen einige aus arabisch- und afrikanischstämmigen Einwandererfamilien kommen, beschimpften sie als „Neger“. Dann trieben sie die Schüler durch den Schlosspark. Laut Schulleitung „bedurfte es dreier Anrufe, bis endlich die Polizei eintraf“. ANDREAS SPEIT