Rheinland-Pfalz: USA entfernen 130 Atombomben

Amerikanische Atomwaffen sind laut einer Studie aus der Luftwaffenbasis Ramstein abtransportiert worden. 20 Bomben verbleiben in der Eifel.

Angeblich nun atomwaffenfrei: US-Luftwaffenstützpunkt in Ramstein Bild: dpa

Ist Deutschland bald atomwaffenfrei? Die 130 Atombomben jedenfalls, die vor Jahrzehnten auf der größten europäischen US-Luftwaffenbasis bei Ramstein in der Pfalz für den eventuellen Einsatz gegen die ehemalige Sowjetunion eingebunkert wurden, sollen fortgeschafft worden sein. Das geht aus einer jetzt veröffentlichten wissenschaftlichen Studie der US-amerikanischen Forschungsgesellschaft "Federation of American Scientists" hervor. Die Experten der Organisation werten seit Jahren die Berichte der Streitkräfte der Vereinigten Staaten und des Pentagon über interne Kontrollen der nuklearen Arsenale auf den Stützpunkten der USA in Europa aus.

Bislang lagerten die USA Atomwaffen in der Türkei, in England, in Italien, in Belgien, den Niederlanden und in Deutschland in der Nähe von Ramstein und auf dem Fliegerhorst der Bundesluftwaffe in Büchel in der Eifel. Im letzten ausgewerteten Bericht vom Januar 2005 war Ramstein überraschend nicht mehr aufgeführt. "Dass die Basis von der Liste genommen wurde, beweist, dass die vorher dort gelagerten Atomwaffen entfernt und in die USA transportiert wurden", heißt es in der Studie.

Tatsächlich war im Zusammenhang mit umfangreichen Ausbauarbeiten auf dem Stützpunkt schon vor zwei Jahren gemutmaßt worden, dass die Amerikaner die Bombenschächte geräumt und die Waffen zurück in die Staaten geschafft haben könnten. Auch die renommierte Friedensaktivistin Elke Koller, die seit Jahrzehnten den Widerstand gegen die Atombomben in der Eifel koordiniert, hatte auf einer Konferenz gegen die weltweite Verbreitung von Atomwaffen bei der UNO in New York von entsprechenden Aktivitäten der USA in Ramstein gehört. Bekannte deutsche Konfliktforscher wie etwa der Leiter des Berliner Informationszentrums für transatlantische Sicherheit (Bits), Otfried Nassauer, behaupteten allerdings umgehend das Gegenteil: Stationierungsorte in Deutschland seien nach wie vor Büchel und Ramstein.

Eine regierungsamtliche Bestätigung dafür, dass die Bomben aus Ramstein weg und in die Staaten transportiert wurden, gibt es auch jetzt nicht - weder aus Washington noch aus Berlin. Kein Mensch soll wissen, wo genau die Atombomben der führenden Macht der Nato lagern.

Schon 2005 hatte sich allerdings der damalige Bundesverteidigungsminister Peter Struck (SPD) zusammen mit dem rheinland-pfälzischen Ministerpräsidenten Kurt Beck (SPD) bei einem Besuch auf der Basis Ramstein für einen baldigen Abzug aller Atomwaffen aus Deutschland ausgesprochen und entsprechende Aktivitäten angekündigt. Druck auf die USA sollte aber keiner ausgeübt werden. Und alles müsse mit den europäischen Verbündeten abgesprochen werden.

Ramstein ist jetzt wohl atomwaffenfrei. Übrig bleibt Büchel mit seinen 20 Atombomben. Bundeswehr-Piloten müssten sie auf Nato-Befehl im extremen Verteidigungsfall einsetzen.

Einmal zahlen
.

Fehler auf taz.de entdeckt?

Wir freuen uns über eine Mail an fehlerhinweis@taz.de!

Inhaltliches Feedback?

Gerne als Leser*innenkommentar unter dem Text auf taz.de oder über das Kontaktformular.

Bitte registrieren Sie sich und halten Sie sich an unsere Netiquette.

Haben Sie Probleme beim Kommentieren oder Registrieren?

Dann mailen Sie uns bitte an kommune@taz.de.