Horst Seehofer: Das Baby schaukelt er nicht

Horst Seehofer kommt nach den Enthüllungen seiner Ex-Geliebten nicht mehr für den CSU-Vorsitz in Frage. Für die CSU ist er gar nicht mehr haltbar.

Titelseite der "Bunte" mit Seehofer und Ex-Geliebter Bild: dpa

Jetzt also die nächste Eskalationsstufe für Horst Seehofer. Seine (Ex-)Geliebte Anette Fröhlich (33) hat in der Bunten ihre Affäre mit dem Bundesverbraucherminister (58) ausgebreitet. Gestern wurden die Details dann noch einmal durch den Bild-Katalysator gejagt.

Von der 1,66 Meter großen Frau mit Pagenfrisur ist da zu lesen, die sich wochenlang unbeobachtet U-Bahn-Treppen hinaufquälen musste und durch enge Supermarktgänge. Von Geburtsschmerzen, vom starken Blutverlust und natürlich von der kleinen Anna-Felicia Eva Margarethe selbst. Sprechen kann der Winzling noch nicht. Aber immerhin: Unter dem Baby-Käppi verbirgt sich angeblich Seehofers Haaransatz. Der wiederum soll nach Bild-Informationen seiner Geliebten Kurzmitteilungen geschickt haben, um sich gegen unangemeldete Besuche zu wehren. Angeblich wollte er von ihr auch nicht mehr angesprochen werden. Doch die Flucht vor der Zweitfrau, die schließlich daheim, bei Ehefrau und Kindern in Ingolstadt, endete, ging nach hinten los. Denn jetzt ist Papa Seehofer endgültig aus dem Rennen um den CSU-Vorsitz.

Eigentlich wars eh schon wurscht, heißt es in diesen Tagen in der CSU. "Aber jetzt kann er es ganz vergessen." Natürlich hält er weiter gute Reden, die Menschen in den Bierzelten hören ihm weiter interessiert zu. Aber sie haben genug von der dauernden Wiederkehr der Baby-Schlagzeilen. Zwar gilt in der CSU: Partei zuerst. Aber den Bayern geht es dann doch zu weit, dass Kanzlerin und Parteifreunde vor der jungen Mama von Papas Rückkehr zur Ehefrau erfuhren. Natürlich schnackselt - wie weiter rund um den Bundestag zu beobachten - der bayerische Politiker als solcher gern umeinander, aber dann doch bitte alles im Rahmen und mit - verkehrte Welt! - Anstand und im Stillen. Nicht lesen wollen die Bayern Sätze, wie Anette Fröhlich sie der Bunten erzählt: "Er hat mir bis zum Schluss Hoffnungen gemacht!"

Und vor allem schätzt der Großteil des bayerischen Volkes klare Verhältnisse. Hier Ehefrau, da Zweitfrau - so etwas ist in Ordnung, solange Ordnung gehalten wird. Gerade im katholisch-barocken Teil des Landes werden kleine Liebeleien und Lustspiele meist mit einem Augenzwinkern bedacht und manchmal fällt dann noch der geflügelte Satz: A Hund is der ja schon, gell. Aber es gibt eben eine wichtige Unterscheidung zwischen einem gerissenen Hund und dem geprügelten: Entscheidungsfreude. Tatkraft. Ordnung eben. Wer vorne steht in der Politik, darf keine Schwäche zeigen. Das hat sich der Franz Josef Strauß, Gott hab ihn selig, auch nicht erlaubt. Das darf sich ein Seehofer ebenfalls nicht erlauben.

Wenn es um Haltung geht, werden die Menschen zwischen Oberfranken und dem Oberland pragmatisch: Nur wer im bayerischen Leben eine klare Linie vorgibt, kann die weiß-blauen Anliegen erfolgreich vertreten. Und ganz falsch ist das nicht: Die größte Sorge in der CSU-Führung ist mittlerweile, dass sich der Seehofer noch weiter reinreitet und beim Parteitag im September gnadenlos untergeht. Die Folgen sind klar: Ein angeschossener Möchtegern-Parteichef, der an sich selbst gescheitert ist und keinen Rückhalt mehr in der Partei hat, der muss zurücktreten. Für die CSU ist das ein Jahr vor der Landtagswahl brandgefährlich, weil Seehofer eben doch ein Sinnbild des Sozialflügels ist, den weder die anderen Bundesmänner Glos oder Ramsauer verkörpern, Beckstein ebenso wenig und der Huber-Erwin aus Niederbayern schon gleich gar nicht.

Für Anette Fröhlich und Klein Anna-Felicia dagegen wäre ein derart vogelfreier Seehofer Gold wert. Vielleicht kommt er ja doch noch mal zurück? Bei Seehofer kann man das nie so genau wissen. An ihren Gefühlen zu Horst habe sich durch die Trennung jedenfalls nichts geändert, teilt sie in der Bunten mit. Und vielleicht ist genau diese drohende totale politische Eskalation samt möglichem persönlichem Happy End der Grund, wieso sie selbst zum Parteitag kommen will. "Warum nicht", meinte die junge Mutter, "das ist doch eine spannende Veranstaltung."

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