Bankenkrise: Fonds trocknen aus

Nach den Banken geraten nun die Hedgefonds ins Straucheln. Wenn die Investoren dort das Geld abziehen, helfen auch die 170 Milliarden Euro Stützung der EZB nicht.

Die aktuelle Bankenkrise könnte die schwerste seit 1931 werden, warnt die Finanzaufsicht BanFin. Bild: dpa

Noch eine Geldspritze: 47,5 Milliarden Euro hat gestern erneut die Europäische Zentralbank in die Finanzmärkte gepumpt. So will die Notenbank der Euro-Länder eine mögliche Kreditklemme im Euroraum verhindern. Denn aus Sorge um mögliche Auswirkungen durch die US-Immobilienkrise halten die großen Banken ihr Geld zusammen und leihen sich gegenseitig weniger als in normalen Zeiten. Deshalb haben bereits am Donnerstag und Freitag die Notenbanken weltweit über 200 Milliarden Euro bereitgestellt.

Allerdings geht es bei diesen kurzfristig zur Verfügung gestellten Summen um sogenannte Tagesgelder, die die Banken innerhalb von 24 Stunden wieder zurückzahlen müssen. So gesehen war die Geldspritze von Montag ein Zeichen der Entspannung, weil letztendlich weniger Geld von Notenbanken im Markt war als zum Ende der vergangenen Woche. Die Börsen sahen es jedenfalls so, der DAX legte bis zum Nachmittag 1,44 Prozent zu, die Wall Street eröffnete mit einem Plus.

Doch die gestrige Entspannung könnte nur eine kurze Atempause sein. Denn zum einen wurde am Wochenende bekannt, dass die WestLB über 1,25 Milliarden Euro und die Postbank 600 Millionen Euro in die Geschäfte mit US-Immobilienkrediten investiert haben. Auch die Commerzbank-Tochter Eurohyp ist im Markt für schlechter besicherte Hypothekendarlehen mit 850 Millionen Euro engagiert.

Den daraus entstehenden Verlust von rund 40 Millionen Euro im dritten Quartal könne die Bank allerdings durch den Verkauf von Immobilien wettmachen, erklärte gestern Eurohyp-Chef Bernd Knobloch. "Das ist alles eine unglaubliche Hysterie, und Hysterien haben immer Endlichkeiten", sagte er. Auch WestLB und Postbank erklärten, dass der größte Teil ihrer Engagements noch immer sicher angelegt sei.

Dennoch sorgt sich so mancher Finanzmarktteilnehmer, ob die deutsche IKB-Bank tatsächlich die einzige deutsche Bank war, die durch die US-Fonds in eine existenzbedrohende Schieflage kam. Die auf Kredite für den Mittelstand spezialisierte Bank konnte nur durch eine konzertierte Aktion der Branche vor dem Zusammenbruch gerettet werden.

Doch es kommt noch dicker: Infolge der Immobilienkrise drohen weitere Turbulenzen von Hedgefonds und privaten Investoren. Viele von ihnen haben Firmenkäufe komplett mit Krediten finanziert. Allein 2006 flossen im Euro-Raum 71 Milliarden Euro in diese sogenannten Leveraged Buyouts, hat die Europäische Zentralbank in ihrem jüngsten Monatsbericht gemeldet. Gleichzeitig haben sie sich an dem Handel mit Kreditpaketen beteiligt, also laufende Kreditverträge zum Beispiel von Immobilienkäufern gekauft und mit Gewinn weitergereicht.

Dieses Geschäft kommt nun ins Stocken. Plötzlich kann ein Hedgefonds auf solchen gekauften Schulden sitzen bleiben. US-Investmentbanken halten nach Schätzungen der Finanzagentur Thomson Financial derzeit Kreditpakte im Wert von 200 Milliarden Dollar, die sie eigentlich weiterverkaufen wollen. Doch es ist zweifelhaft, ob sie derzeit tatsächlich genügend Käufer finden. Viele von ihnen werden dabei Verluste machen, die sie an anderer Stelle wieder einspielen müssen.

Und wenn den Fonds dann noch durch die zunehmend restriktive Kreditvergabe der Banken das Geld ausgeht, könnten sie in Finanznöte kommen. Das könnte dazu führen, dass von ihnen gekaufte Firmen schneller wieder verkauft oder gar liquidiert werden, um die Verluste zu begrenzen, warnt die EZB.

Das alles ist nicht nur graue Theorie. Die Investmentbank Bear Stearns hat bereits zwei ihrer Hedgefonds dichtgemacht, auch die Kollegen von Goldman Sachs haben Probleme mit ihrem Global Alpha Fonds, der seit Jahresbeginn 26 Prozent an Wert verloren hat und nun weitere Verluste fürchten muss.

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