Stammzellenforschung: Forscher dürfen Mensch und Kuh mixen

Britische Behörden erlauben die Produktion von Stammzellen aus geklonten Chimären. Kuhzellen dürfen mit menschlicher DNA vermischt werden.

Keine Bange - es sind nur 0,1 Prozent Kuh auf 99,9 Prozent Mensch. Bild: ap

BERLIN taz | Britische Forscher dürfen künftig Mischembryonen aus Mensch und Tier herstellen. Nach monatelanger Diskussion hat die für Reproduktionsmedizin und Embryonenforschung zuständige Behörde, die Human Fertilisation and Embryology Authority (HEFA), eine Grundsatzentscheidung für die Herstellung von Chimären gefällt. Britische Forscher wollen die Tier-Mensch-Embryonen zur Herstellung von Stammzellen nutzen.

Nach Angaben des HEFA soll aber nur erlaubt werden, die menschliche DNA in eine tierische Eizelle zu injizieren, aus der zuvor das ursprüngliche Erbgut entfernt wurde. Der auf diese Weise erzeugte "zytoplastische hybride Embryo", auch "Zybrid" genannt, besteht dann zu 99,9 Prozent aus menschlichem und nur zu 0,1 Prozent aus tierischem Erbmaterial. Die so hergestellten Embryonen müssen spätestens nach 14 Tagen vernichtet werden. Verboten bleibt damit, dass diese Embryonen ausgetragen werden.

Die beiden Forschergruppen, die schon vor zehn Monaten entsprechende Genehmigungsanträge eingereicht hatten, begrüßten die Grundsatzentscheidung des HEFA. Sie wollen für die Herstellung der Zybride Eizellen der Kuh nutzen. "Es erscheint auf den ersten Blick ein bisschen abstoßend, aber wir werden nur sehr wenig genetische Information der Kuh verwenden", sagte Lyle Armstrong von der University Newcastle-upon Tyne. Es soll kein "seltsamer Kuh-Mensch-Mischling" geschaffen werden, es gehe nur um Stammzellengewinnung. Der zweite Antrag kam von einer Arbeitsgruppe am Kings College in London.

Da bei den beantragten Forschungsprojekten der weitaus überwiegende Teil des tierischen Erbguts entfernt wird, entsteht ein weitgehend menschlicher Embryo. Ganz entfernen können die Forscher das tierische Erbgut nicht, da auf jeden Fall ein Teil der Mitochondrien in der Eizelle verbleibt. Diese Zellorganellen, die auch als Kraftwerk der Zellen bezeichnet werden, dienen der Energieversorgung. Sie besitzen ein eigenes, sehr kleines Genom.

Mit den aus den Zybriden hergestellten Stammzellen wollen die Forscher nach neuen Behandlungsmöglichkeiten für Krankheiten wie Parkinson oder Alzheimer suchen.

Der Grund, warum die Forscher tierische Eizellen nutzen wollen, ist der Mangel an menschlichen Eizellen. Es gibt in Großbritannien zu wenige Frauen, die bereit sind, Eizellen für die Forscher zur Verfügung zu stellen. WOLFGANG LÖHR

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