Die Woche: Wie geht es uns, Herr Küppersbusch?

Wer hat uns eigentlich für weltzuständig erklärt? Eine Alternative zum Bundeswehr-Einsatz in Afghanistan wäre: es zu lassen. Das Gleiche gilt für Schäubles Griff nach den Festplatten und eine Konvertitendatei

taz: Herr Küppersbusch, was war schlecht in der letzten Woche?

Friedrich Küppersbusch: Sicher täusche ich mich, aber es wird jetzt einfach knapp für Hundstage, Hochsommer, Plantschbecken rausholen.

Was wird besser in dieser?

Ich geh zum Rodelhang und freu mich, zu skeptisch gewesen zu sein.

Die Grünen haben am Wochenende auf ihrem Sonderparteitag beschlossen, gegen den Einsatz der Tornados-Kampfjets in Afghanistan zu sein. Überrascht?

Nein, nicht wirklich eine ehemalige Friedenspartei, die sich zu Friedenspolitik bekennt wie langweilig!

Am Donnerstag wird der Bundestag die Fortsetzung des Afghanistan-Einsatzes verlängern. Ist es denn sinnvoll, dass die Bundeswehr länger dort bleibt?

Ist das nicht eine Weltgewissensfrage, die wir - etwa bei Umweltpolitik oder Menschenrechten - eher nur dezent bis gar nicht stellen? "Ist es sinnvoll, dass die Bundeswehr chinesische CO2-Schleudern bombt?" - "Wann entsetzt die GSG 9 Bushs McFolter-Zentrale Guantánamo?" Wie wäre es mit der Frage: "Ist es sinnvoll, dass sich die Bundeswehr ausnahmsweise mal wieder auf dem Boden des Grundgesetzes als reine Verteidigungsarmee verhält nur mal so zur Abwechslung?" Wer zum Teufel hat uns für weltzuständig erklärt? Ich persönlich weise sicherheitshalber darauf hin, dass ich es nicht bin.

Was wäre denn die Alternative für die eskalierte Lage in Afghanistan?

Noch mal: Wie bescheuert muss man sein, um zu glauben, dass man entweder Kriegsflugzeuge schickt, die bei Luftangriffen helfen - oder ein Feind des Friedens ist? Die Alternative zu dem, was die Bundeswehr dort tut, ist: es lassen. Das wäre schon mal was.

Schäuble will die Online-Durchsuchung durchsetzen, die SPD weiß nicht so recht. Ist der Zugriff auf die Computerlaufwerke wirklich ein großer Schritt Richtung Abbau von Freiheitsrechten?

Das nimmt ähnlich fetischhafte Züge an wie seine Neigung, bei schlechtem Wetter, verdorbenen Pilzen oder Heimniederlagen mit mehr als 3 Toren Unterschied jeweils den Einsatz der Bundeswehr im Innern zu fordern. Die Online-Durchsuchung ist die technologische Entsprechung für die Forderung, flächendeckend das Briefgeheimnis abzuschaffen. Also nicht nur Post von und für Verdächtige zu stehlen, sondern auch Post für alle, die mit ihnen schreiben, und alle Post, die ihr zuständiges Postamt passiert. So gesehen kann das keiner wollen, also spielt Schäuble auch mit dem Ressentiment der Unkundigen, Technikfernen, für die das Netz eh maximal Kinderporno und Ferkelkram und sowieso jeder dort verdächtig ist. Schäuble mobilisiert Postkutschenkunden gegen die Gegenwart. Er ist ein Standortproblem.

Bosbach und Beckstein wollen eine Konvertitendatei. Meinen die das ernst?

Nein, Bosbach hats auch gar nicht gesagt, aber der Vorgang ist eine Verheißung, köstlicher als "unbekannte Folgen von Dick und Doof gefunden": "Becki & Bosi in: Uns ist kein Vorschlag bescheuert genug". Was bisher geschah: In der "Münchner Runde" des BR saß am Dienstag der lustige Bosi, den alle wegen der Teppichfliese, die er als Frisur benutzt, sehr lieb haben. Anschließend wird aber falsch gemeldet, er habe eine Konvertitendatei gefordert. Sein kleiner Kumpel, Becki, zweifelt keine Sekunde, dass dieser verfassungswidrige Quatsch von Bosi stammt, und unterstützt ihn tags drauf in der Süddeutschen. Erst danach fliegt auf, dass es sich um eine Falschmeldung handelt. Wird Bosi des Waldes verwiesen? Würde Becki auch einem irrtümlich lancierten Toupetverbot eifrig beispringen? Seien Sie wieder mit dabei, wenn es heißt "Becki & Bosi - der Kinderkanal ist nicht genug!"

Die Gesellschaft scheint gelassener auf die Bedrohung durch islamistischen Terror zu reagieren als manche Politiker. Warum?

Vielleicht auch, weil die geschmähten "bildungsfernen" Schichten zugleich "islamnahe" sind. Oder umgekehrt - die Lebenswelt der politischen Klasse wenig bis nix gemein hat mit einer Taxifahrt durch die Dortmunder Nordstadt.

Edmund Stoiber wird Vorsitzender eines EU-Gremiums, das Bürokratie bekämpfen soll. Hat die EU das verdient?

Vielleicht kann man Texte, die kein Mensch braucht und wirklich niemand mehr versteht, einfach in das Stoib auslagern, wo schon allerhand von dem Zeug gelagert wird.

Und was macht Borussia Dortmund?

Präsentiert im Fan-Shop eine "Ladys"-Linie mit Schals, Stickern, Fanartikeln in Rosa. Clever, dann muss man sich nicht immer nur für die Ergebnisse schämen. Prompt 3:0 gegen Bremen.

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