„Gutmenschen“ gegen Nazis

Die NPD beschwert sich über einen „Antifaschistischen Mob“, der ihren Info-Stand abräumte. Da die IG Metall dabei war, hielt sich die Polizei zurück, stellen Antifa-Kreise erstaunt fest

Von Klaus Wolschner

„Aggressiv-provokative Störungen der selbst ernannten Gutmenschen“, so beschwert sich die NPD-Jugend auf ihrer Homepage, hätten am vergangenen Samstag den vorzeitigen Abbruch eines Info-Tisches vor dem Bürgerhaus an der Berliner Freiheit erzwungen.

„Sozial geht nur National“ – unter diesem Motto der aktuellen NPD-Kampagne haben die Rechten am vergangenen Wochenende in der Vahr Infomaterial verteilt. Doch „auf Grund der Bedrängung und der wachsenden Aggressivität des antifaschistischen Pöbels hielten wir es für das Vernünftigste, den NPD-Infostand zu beenden.“ Die vor Ort befindlichen Polizeibeamten hätten „keinerlei Anstalten“ unternommen, „rechts- und volksfeindlichem Treiben Einhalt zu gebieten“. Die NPD habe eine Strafanzeige gegen die IG Metall „wegen Diebstahls und Sachbeschädigung“ erstattet, da die IGM „NPD-Eigentum entwendete und beschädigte“.

In der Pressemitteilung der IG Metall, die im Bürgerhaus eine Delegiertenversammlung hatte, gibt es nur einen kurzen Satz zu dem Vorfall: „Die Delegiertenversammlung konnte erst zeitlich verzögert beginnen. Ein Info-Stand der NPD am Veranstaltungsort „störte den Ablauf“. Hat die IG Metall den NPD-Stand gestürmt? Der IG Metall-Ortsbevollmächtigte Dieter Reinken weist das zurück: „Das würden wir nicht machen, das ist doch nicht zulässig.“ Allerdings gebe es am 5. Mai eine Gedenkveranstaltung, weil die Nazis vor 75 Jahren das Gewerkschaftshaus in Bremen gestürmt haben. Und Nazipropaganda vor einem Gewerkschaftstreffen, das passe schlecht. Rund 20 Kollegen seien rausgegangen, um sich am NPD-Stand Infomaterial zu besorgen. „Die haben uns nichts geben wollen“, erinnert sich Reinken. Die Gewerkschafter standen eine Zeit lang um den Stand herum, dann hätten die vier oder fünf Rechtsradikalen ihren Stand abgebaut – „ganz friedlich“.

Die NPD hat für den kommenden Samstag eine Kundgebung an der Berliner Freiheit angekündigt. Da will die NPD-Jugend „der Polizei und den deutschfeindlichen ‚Gutmenschen‘ (vor allem den Arbeiterverrätern der ‚IG Metall‘) deutlich machen, dass auch wir Nationaldemokraten ein Recht auf Meinungsäußerung haben und dieses auch konsequent durchsetzen.“

Auch in dem linken Internet-Portal „Indymedia“ wird der Vorfall erwähnt – allerdings mit deutlich höheren Beteiligten-Zahlen. Man habe die Gewerkschafter überzeugt, zum NPD-Stand mitzukommen, heißt es da. „Sascha Humpe (der NPD-Kreisjugendführer, d.Red.) klammerte sich an ein paar verbliebene Flyer, was ein sehr lustiges Bild abgab“, freuen sich die Antifas. „Durch aggressives Auftreten ist auch Gerold Schiblock aufgefallen, der dann auch noch bei den Bullen seine Personalien abgeben musste.“ Erstaunt stellen sie fest, dass die Polizei sich heraushielt. Einer berichtet, er habe folgenden Satz aus dem Mund eines Einsatzleiters gegenüber einem Beamten in Zivil aufgeschnappt: „Sind die Gewerkschaftler noch da? Ja. Dann noch ruhig halten.“ Fazit der Indymedia-Autoren: „Es macht also auch durchaus Sinn, mal nicht sich vermummt davor zustellen und Bündnisarbeit zu betreiben.“