Täter eingeladen

Verantwortlicher für Massaker spricht bei CDU-Stiftung

PORTO ALEGRE taz ■ Zwölf Jahre nach dem Massaker von Eldorado dos Carajás, bei dem im brasilianischen Amazonasataat Pará 19 Landlose starben und dutzende schwer verletzt wurden, tritt einer der damals Verantwortlichen in Berlin auf – als geschätzter Gast der CDU-nahen Konrad-Adenauer-Stiftung (KAS). Der damalige Landesminister Paulo Sette Câmara, der den Einsatz der Militärpolizei politisch zu verantworten hatte, referiert bei einem Brasilien-Symposium der KAS über „Gewalt als Herausforderung für die Demokratie“. Der 72-jährige Sette komme als Vorsitzender der seriösen NGO „Brasilianisches Forums für öffentliche Sicherheit“ und sei auch persönlich integer, sagt Wilhelm Hofmeister, der Leiter des Stiftungsbüros in Rio, der taz. Sette selbst habe im Übrigen nicht den direkten Einsatzbefehl gegeben.

Die Order zur Räumung einer Landstraße „um jeden Preis“ am 17. April 1996 kam von Gouverneur Almir Gabriel. Minister Sette leitete sie weiter an den Kommandanten der Militärpolizei und dieser an die Einsatzleiter. Zwei Einheiten beschossen die Landlosen von zwei Seiten. Dann transportierten sie 19 Leichen ab. Nach einem aufsehenerregenden Prozess wurden 2002 zwei Offiziere zu langen Haftstrafen verurteilt, von denen sie aber nur 9 Monate absitzen mussten.

Der Präsident der brasilianischen Landpastorale, Bischof Dom Xavier, schrieb Ende letzter Woche in einem offenen Brief: „Die Einladung an Herrn Sette Câmara ehrt die Adenauer-Stiftung nicht und stellt einen Angriff auf die Gefühle der Familien und auf das Gedenken der 19 Opfer dar, die niedergestreckt wurden von den Kugeln der Militärpolizei, die die erteilten Anweisungen des Landesminister für Sicherheit ausführten.“ Der Bischof fordert die Adenauer-Stiftung auf, die Einladung umgehend zurückzunehmen.

GERHARD DILGER

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