NS-Geschichte der Bahn: Gedenkzug: Bahn lenkt ein

Nach harscher Kritik bietet die Bahn AG einen Halt des "Zugs der Erinnerung" im S-Bahnhof Grunewald an. Über Stopp im Hauptbahnhof entscheidet Bundesnetzagentur.

m Streit über die Haltestellen des "Zugs der Erinnerung" hat die Bahn teilweise eingelenkt. "Wir bieten der Initiative an, den Zug am S-Bahnhof Grunewald halten zu lassen", bestätigte Bahn-Sprecher Jens-Oliver Voss am Dienstag der taz.

Zuvor hat die Bahn einen Halt am Bahnhof Grunewald ebenso abgelehnt wie im Hauptbahnhof. Mit dem "Zug der Erinnerung" will die bundesweite Initiative an die 12.000 deportierten Kinder und Jugendlichen in die Vernichtungslager der Nationalsozialisten erinnern. Der Sprecher der Initiative, Hans-Rüdiger Minow, zeigte sich über das Entgegenkommen erfreut: "Das ist herrlich."

Am Dienstagmorgen waren die Fronten noch völlig verhärtet gewesen. Um die Forderung der Initiative noch einmal zu bekräftigen, hatte Minow zu einer Vorortbesichtigung am Bahnhof Grunewald geladen. Als ungeladener Gast war auch Bahn-Sprecher Voss gekommen. Zum Konflikt kam es, als Minow die Journalisten aufforderte, eine Absperrung zu ignorieren und den von der Initiative beanspruchten Bahnsteig in Augenschein zu nehmen. Bahn-Bedienstete warfen ihm daraufhin vor, die Sicherheit zu gefährden. Minow wiederum wies darauf hin, dass die Bahn die Absperrung eigens wegen der Pressekonferenz angebracht hatte.

Zwar werde der "Zug der Erinnerung" nicht an diesem Bahnsteig halten können, erläuterte Voss am Nachmittag das Einlenken. Der S-Bahn-Steig gehöre aber auch zum Bahnhof. Vom Bahnhof Grunewald waren von Oktober 1941 bis März 1945 insgesamt 50.000 Juden deportiert worden, darunter 4.512 Kinder und Jugendliche. Seit 1998 erinnert ein Mahnmal an die Deportationen.

Ungelöst bleibt der Konflikt um den von der Initiative gewünschten Stopp des Zugs im Hauptbahnhof. Bisher hat die Bahn mehrere sogenannter Trassenkonflikte gemeldet, die zu einer Verzögerung des Bahnbetriebs führen würden. Darüber hinaus argumentiert die Bahn, dass man wegen einer Dampflok nicht die Bewegungsmelder abschalten könne. Die Entscheidung liegt nun bei der Bundesnetzagentur und wurde für den späten Dienstagabend erwartet.

Zuvor hatte bereits Kulturstaatssekretär André Schmitz (SPD) Bahn-Chef Hartmut Mehdorn zu einem Machtwort aufgefordert: "Das Verhalten der Deutschen Bahn AG ist absolut unverständlich, peinlich und provinziell", so Schmitz.

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