Auswirkungen der Bankenkrise: Von wegen erledigt

Deutsche Bank ist von der Bankenkrise in den USA stärker betroffen als angenommen: Sie muss weitere 2,5 Milliarden Euro abschreiben. Bedrohliche Lage auch bei der WestLB.

Mäßig frohe Kunde: Deutsche Bank-Vorstandssprecher Josef Ackermann bei einer Bilanzpressekonferenz im Februar 2006. Bild: ap

BERLIN taz/rtr/ap/dpa Die Folgen der weltweiten Finanzmarktkrise treffen auch die Deutsche Bank deutlich härter, als es bisher bekannt war. Kurz nach der Schweizer UBS meldete Deutschlands größtes Kreditinstitut am Dienstag, im ersten Quartal dieses Jahres weitere 2,5 Milliarden Euro abschreiben zu müssen. Das ist mehr als im gesamten vergangenen Jahr, als die Krise mit rund 2,3 Milliarden Euro zu Buche schlug.

Offensichtlich hat sich die Deutsche Bank doch ganz erheblich mit den berüchtigten Finanzprodukten auf dem US-amerikanischen Immobilienmarkt verspekuliert. Dabei hatte der Vorstandsvorsitzende Josef Ackermann im vergangenen Jahr wiederholt erklärt, dass die Deutsche Bank nach den ersten Abschreibungen keine weiteren zu erwarten habe. Erst in der vorigen Woche räumte die Bank notgedrungen ein, sie werde ihr Gewinnziel vor Steuern von 8,4 Milliarden Euro in diesem Jahr möglicherweise verfehlen.

"In den letzten Wochen haben sich die Bedingungen weiter erheblich verschlechtert", gab das Institut in einer Presseerklärung zu. Hintergrund ist die Kursentwicklung der betroffenen Finanzprodukte, die weiter an Wert verloren haben.

Dennoch stiegen die Aktien der Bank am Dienstag um 3,6 Prozent. Branchenanalyst Konrad Becker von Merck Finck sagte der Nachrichtenagentur AP, die Börse honoriere die Schnelligkeit, mit der die Bank reagiert habe. Wenige Stunden nach dem Ende des ersten Quartals am Montag habe sie ihre Mitteilung veröffentlicht. Dies werde als Bemühen um Transparenz interpretiert.

Zudem leidet die Bank zwar unter den Abschreibungen, sie will aber offenbar nicht zu gravierenden Mitteln wie einer Kapitalerhöhung greifen. Die Kernkapitalquote, an der Experten die Kapitalausstattung einer Bank messen, werde sich weiterhin wie geplant auf zwischen 8 und 9 Prozent belaufen. Dann benötigte die Bank kein frisches Geld, um die Belastungen wegzustecken. Nachfragen wollte die Deutsche Bank allerdings nicht beantworten.

Wie ernst die Lage für viele Institute ist, zeigte sich auch bei der WestLB. Ohne die Garantien des Landes Nordrhein-Westfalen in Milliardenhöhe hätte die Kernkapitalquote des Instituts unter die kritische Marke von 5 Prozent fallen können, zitierte Reuters Personen aus Eignerkreisen der WestLB. Dann wäre ein Eingreifen der Finanzaufsicht notwendig geworden. Unter Berufung auf das Umfeld der Bank meldete dpa, dass Heinz Hilgert von der DZ-Bank neuer Vorstandsvorsitzender der angeschlagenen Bank werden soll.

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