Glamourfernsehen: Einzigartiger Charme

Der neue Lifestyle-Kanal "Die Welt Besten" ist eine Idee des Managements von "Welt Online". So liest es sich auch

Schon ganz oben? Wenn ja: "Die Welt der Besten" anschauen. Bild: dpa

Kürzlich stellte das Qualitätsnachrichtenportal Welt.de eine neue Rubrik ins Netz, die sich "Die Welt Besten" nennt und das "Interessante und Beste aus den Metropolen der Welt" verspricht. Dazu zählen die "besten Hotelbars", die "besten Shopping Malls" oder die "besten Armbanduhren". Auch "edelster Whiskey für den anspruchsvollen Connaisseur", die "atemberaubendsten Destinationen" oder die "verrücktesten Golfplätze und Weingüter" sollen User "inspirieren". Die Frage, was etwa ein Weingut zu einem "verrückten" Weingut macht, erübrigt sich schnell, wenn man erfährt, dass es ohnehin keine fest definierten Kriterien für die kunterbunte Bestenparade gibt. Immerhin verspricht Welt Online hauseigenes Expertentum bei der Auswahl: Entscheidend sei die "langjährige Erfahrung" und der "gute Geschmack unserer Redakteure".

Erfahrene Redakteure der Welt-Gruppe haben mit der Steuerung des Angebots bisher allerdings nicht allzuviel zu tun: Welt-Online-Manager Robert Bosch hat sich den Kanal ausgedacht, koordiniert wird er von Produktmanager Christoph Jenke. Das journalistische Trennungsgebot von Redaktion und Werbung sieht Christoph Keese, Chefredakteur der Welt-Gruppe, davon nicht berührt. Die Kanäle seien "nur in der Phase der technischen Entwicklung beim Produktmanagement," danach gingen sie "zurück in die Verantwortung der Redaktion".

Im Sommer 2003 hatte der Springer Verlag noch einmal ausdrücklich einen journalistischen Kodex für seine Redakteure formuliert, dessen Leitlinien unabhängigen und kritischen Journalismus im Verlag sichern sollen und die Welt damit quasi öffentlich zu einer Bastion des Qualitästjournalismusses erklären. Zu den Leitlinien zählte ausdrücklich auch, was in Ziffer 7 des Pressekodexes ohnehin schon gefordert wird - eine klare Trennung zwischen redaktionellem Text und werblichen Inhalten. Demnach dürfte es wohl auch kaum journalistisch erwünscht sein, dass redaktionelle Inhalte vom Management koordiniert werden. So sei das gar nicht, sagt Keese, "die Texte werden bereits jetzt ganz normal redaktionell betreut".

Doch die von freien Autoren getextete Welt-Beste-Prosa liest sich mitunter, als sei sie einem Werbekatalog entnommen: Das Brenners Park Hotel etwa wird als "traditionsreiches Haus" gelobt, das "nicht zu Unrecht als Spa der Spas" bezeichnet werde. So ähnlich steht das auch auf deren Website. Vom "einzigartigen Charme" des Alpenhotels Le Lodge Park ist eine andere Autorin völlig überwältigt. Im Spa dieses Hotels im "beliebten Skigebiet Megève", erfährt der Leser noch, würden zur "Traummassage" Produkte der "renommierten französischen Kosmetikfirma Fermes de Marie" verwendet. Der angeblich erfahrenen Moderedakteurin wiederum ist offenbar entgangen, dass die Modemesse Bread & Butter längst von Berlin nach Barcelona weitergezogen ist.

Der Kanal solle vor allem dem "Dialog mit den Lesern dienen", sagt Erfinder Busch. Und natürlich eignen sich die Schmusetexte prima als Werbeumfeld für Lifestylemarken. Für die Clickraten sorgt einstweilen das passende Rolex-Uhr-Gewinnspiel.

Einmal zahlen
.

Fehler auf taz.de entdeckt?

Wir freuen uns über eine Mail an fehlerhinweis@taz.de!

Inhaltliches Feedback?

Gerne als Leser*innenkommentar unter dem Text auf taz.de oder über das Kontaktformular.

Bitte registrieren Sie sich und halten Sie sich an unsere Netiquette.

Haben Sie Probleme beim Kommentieren oder Registrieren?

Dann mailen Sie uns bitte an kommune@taz.de.