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: „Walk Hard: Die Dewey Cox Story“

Der beste Witz über Musiker und ihre dahinsiechenden Karrieren stammt von John Belushi und Dan Akroyd. 1976 drangen sie für einen „Saturday Night Life“-Sketch in das Strandhaus des von schweren Depressionen geplagten Brian Wilson ein. Sie hatten sich als Polizisten verkleidet und lasen ihm seine Verstöße gegen das kalifornische „Wellenfänger“-Gesetz vor. Schwerster Vorwurf: über Surfen singen, ohne je selbst auf einem Brett gestanden zu haben. Zur Strafe zerrten sie den überrumpelten Wilson im Bademantel an den Strand.

Ähnlich viel Offensivität hätte „Walk Hard – The Dewey Coy Story“, dem jüngsten Beitrag zur anhaltenden Welle von Genrefilm-Parodien, gut getan. Da das immer noch boomende Genre des Musiker-Biopics längst zur Parodie seiner selbst verkommen ist, mangelt es den Filmen oftmals an der nötigen Angriffsfläche. Trotzdem hätte man gerade von Judd Apatow (Buch) und Jake Kasdan (Regie) mehr erwartet, haben sie doch gemeinsam („Freaks and Geeks“) und jeder für sich („Superbad“, „Orange County“) schon das Genre der Teenie-Komödie vor der Totalverblödung gerettet. Denn Klischees werden nicht witziger, nur weil man sie, ohne eine Miene zu verziehen, eins zu eins nachspielt – obwohl das kaum einer so gut beherrscht wie John C. Reilly, der in „Walk Hard“ die Hauptfigur, den fiktiven Musiker Dewey Cox, spielt. Da es auch jede Menge Musiker gibt, die es geschafft haben, zum wandelnden Klischee zu werden, ohne dass man ihr Leben erst in einen Film verwandeln musste, haben Apatow und Kasdan das Naheliegende getan: Mit „Walk Hard – The Dewey Cox Story“ ziehen sie Biopic und gescheiterte Künstlerbiografie gleichermaßen durch den Kakao.

Zeitweilig staunt man dann sogar, wie sehr sich „I’m not there“, Todd Haynes’ Bob-Dylan-Film, und „Walk Hard“ ähneln, und das nicht nur, weil eine von Deweys Inkarnationen eine Dylan-Parodie ist (Apatow liefert ein schönes Riff auf Dylans berüchtigte Verwendung schwer entzifferbarer und mitunter absolut sinnfreier Metaphern). Dewey ist – wie Dylan – ein musikalisches Chamäleon, ein Künstler ohne Egogrenzen und Maß, der sich ständig neu erfinden muss. Das ist Apatow und Kasdan natürlich nur recht und billig, weil sie so möglichst viele Biopics (unter anderem „Walk the Line“ und „Beyond the Sea“) und Musikerkarrieren plündern können. Hier begegnet uns dann auch Brian Wilson wieder, als schwer verstrahltes Produzentengenie mit Charles-Manson-Allüren. Das ändert aber nichts daran, dass „Walk Hard“ genauso vorhersehbar ist wie die Filme, die er verarscht. Und dabei nicht einmal komischer. ANDREAS BUSCHE

„Walk Hard: Die Dewey Cox Story“. Regie Jake Kasdan. Mit John C. Reilly, Jenna Fischer u. a., USA 2007, 96 Min.