Sie boxt sich durch

Regina Halmich lässt gegen Hagar Shmoulefeld Finer ein letztes Mal die Fäuste sprechen. Nach 56 Profikämpfen in 13 Jahren schnallt sie ihren Weltmeistergürtel im Fliegengewicht ab und will Fernsehmoderatorin werden

KARLSRUHE taz ■ Bereits eine Stunde nach ihrem knappen Sieg war Regina Halmich nicht nur gut gelaunt, sondern gut gestylt für die anschließende VIP-Party. „Jetzt werden wir einen trinken gehen“, sagte sie. Der Abschluss ihrer einzigartigen Boxkarriere sollte schließlich gefeiert werden. Die 31-Jährige hat am Freitagabend in Karlsruhe mit einem Punktsieg ihren WIBF-Weltmeistertitel im Fliegengewicht erfolgreich gegen die Israelin Hagar Shmoulefeld Finer, 23, verteidigt und danach ihren Rücktritt erklärt. In der Halle sahen 7.500 Menschen zu, beim ZDF 8,8 Millionen. „Zum einen musste ich gegen eine starke Gegnerin kämpfen“, sagte Halmich, „zum anderen gegen meine Gefühle.“ Da wurde sogar ihr millionenschwerer Promoter Klaus-Peter Kohl von der Universum Box-Promotion wehmütig.

Alte Bekannte

„Wir müssten irgendeinen Posten schaffen bei Universum“, sinnierte er, „Frauenbeauftragte oder was weiß ich …“ – „Gerne!“, unterbrach ihn Halmich. Nur aktiv wird sie nicht mehr boxen, aber am Rande von Boxabenden wird man sie noch sehen. Als Nächstes schon am kommenden Freitag in Hamburg, wenn sie als Komoderatorin bei der „Pro7-Fight Night“ auftritt, wo die Deutscharmenierin Susi Kentikian sich um den Weltmeistergürtel bewerben wird, den Halmich an diesem Freitagabend niedergelegt hat. „Ich bin froh, wenn der Titel an Susi Kentikian geht“, sagte Halmich, „die ist mir sympathisch.“

Beinah hätte Halmich ihren Titel verloren. Gegnerin Shmoulefeld Finer hatte von Beginn an ein hohes Tempo an den Tag gelegt. Ihre Runden beendete die Israelin konsequent mit zur Siegerpose hochgerissenen Armen. Mindestens vier der zehn Runden gingen definitiv an die Herausforderin. Einer der drei Punktrichter sah sogar ein 95:95-Unentschieden. Auch Halmich zollte der Gegnerin Respekt. „Es war bestimmt nicht der typische Abschiedskampf, wo man sich eine leichte Gegnerin nimmt“, sagte Halmich.

Neue Generation

Die Israelin reiht sich ein in eine neue Generation von starken Profiboxerinnen, darunter auch sehr viele Deutsche, die jetzt die sportlichen und finanziellen Meriten der Regina Halmich ernten wollen. Alesia Graf aus Stuttgart, die am Freitagabend ihren WM-Titel im Juniorbantamgewicht gegen eine Mexikanerin verteidigte, beschreibt die Ausnahmerolle von Halmich so: „Ich weiß nicht, ob wir Frauen schon reif genug sind, den Druck auszuhalten, der auf Halmich lastete.“ Halmich sucht sich derweil neuen Druck: Sie will als Fernsehmoderatorin arbeiten.

MARTIN KRAUSS