Immobilienpoker mit Nazijoker

Neonazis wollen in Achim eine ehemalige Mühle kaufen und laden Journalisten zur Besichtigung ein. Dass sie ihre Absicht an die große Glocke hängen, könnte ein Indiz dafür sein, dass sie bei dem Geschäft absahnen wollen

Immobiliengeschäfte unter dem Siegel der Verschwiegenheit laufen anders ab. Die NPD-Kader Matthias Schulz und Daniel Fürstenberg sowie der Besitzer der Achimer Mühlensauna Andreas Lange taten alles, um ihr angeblich geplantes Immobiliengeschäft bekannt zu machen. Die Presse wurde gleich über mehrere Kanäle informiert, dass sie willkommen sei, wenn der Besitzer die Kader der NPD Kreis Verden durch das Gebäude führe. Die Parteifahne hing schon im Fenster. Unter den Anwohnern kursierten bereits Gerüchte.

„Der Gebäudekomplex ist für uns ideal“, erläuterte Fürstenberg. Er eigne sich für Veranstaltungen jeder Art. Die verkehrstechnische Lage im Ortsteil Embsen in der Nähe zweier Autobahnen dürfte ebenfalls passen.

Mühlenbesitzer Lange hat keine Probleme mit seinen angeblichen Geschäftspartnern. Mit der NPD habe er zwar nichts gemein, sagte der Kaufmann aus Achim, aber einen Verkauf an Neonazis fände er unproblematisch. Der Kontakt sei an ihn herangetragen worden.

Vor rund zehn Jahren hatte Lange die Mühle gekauft und sie zur Sauna umgebaut. Bis Mitte vergangenen Jahres betrieb er diese selbst. Ein Pächter übernahm glücklos das Geschäft. Heute schulde ihm dieser eine Summe im fünfstelligen Bereich, behauptete Lange. Weitere Pächter seien ebenso erfolglos gewesen. Zwei Investoren seien abgesprungen, da die Stadt Achim Bauvoranfragen abgelehnt habe. Nun zwinge ihn die wirtschaftliche Lage zum Verkauf, sagte Lange. Über die Kaufsumme schwiegen sich die drei Herren aus. Die Summe spiele keine Rolle, sagte Fürstenberg. Schultz kündigte an, „Herr Rieger“ werde auch noch vorbeischauen.

Ohne den Neonazianwalt Jürgen Rieger dürften Schulz und Fürstenberg nicht das nötige Kapital aufbringen. Rieger hatte in Delmenhorst und Melle Immobilien kaufen wollen. Seine Bemühungen scheiterten am Widerstand der Gemeinden.

Doch was für einen Deal soll die Inszenierung in Achim einleiten? Hoffen die Beteiligten auf einen Preispoker mit der Stadt, um einen überhöhten Kaufpreis unter sich aufzuteilen? Das frühzeitige Bekanntmachen des Kaufinteresses ist für die „länderoffene Arbeitsgruppe, Finanzquellen der rechtsextremen Kreise“ ein Indiz für Scheinkäufe. Eine große Diskrepanz zwischen Kauf- und Verkehrswert ein Weiteres. Achims Bürgermeister Uwe Kellner wies darauf hin, dass jede neue Nutzung einer Baugenehmigung bedürfe.

ANDREA RÖPKE, ANDREAS SPEIT