Putin plustert sich auf

Russlands Präsident kündigt „grandiose“ Aufrüstung an und ist froh, dass Russland nicht der Irak ist

BERLIN dpa/afp/rtr ■ Russlands Präsident Wladimir Putin setzt zum Ende seiner Amtszeit auf eine Politik der militärischen Stärke und schürt damit neue Ängste vor einem Wettrüsten. Er kündigte gestern den Bau einer neuen Generation atomarer Sprengköpfe an und rechtfertigte die Aufrüstung mit dem US-Krieg im Irak. Rohstoffreiche Länder müssten ihre Interessen schützen, erklärte er während einer Fragestunde im Fernsehen.

„Gott sei Dank ist Russland nicht der Irak“, sagte Putin. Das Land sei stark genug, seine Interessen zu wahren, „nebenbei bemerkt, auch in anderen Regionen der Welt.“ Er drohte außerdem mit einer Verlegung von russischen Waffensystemen, sollten die USA seine Bedenken gegen den in Osteuropa geplanten Raketenschild nicht berücksichtigen.

Auch im Atomkonflikt mit dem Iran schlug Putin einen scharfen Ton an. Direkte Gespräche seien der bessere Weg als Sanktionen oder ein Militäreinsatz, sagte er mit Blick auf seinen Besuch in Teheran, auf den die USA kritisch reagierten. Ein Dialog sei „immer produktiver und der kürzeste Weg zum Erfolg als eine Politik der Drohungen und Sanktionen oder gar der Plan, Gewalt einzusetzen“. Bei seinem Besuch in Moskau wollte Israels Präsident Ehud Olmert gestern mit Putin über die russische Haltung im Atomstreit mit dem Iran sprechen. Wie die USA geht auch Israel davon aus, dass der Iran unter dem Deckmantel der zivilen Nutzung der Atomkraft an einer Atombombe arbeitet.

Ein westlicher Militärexperte stufte die von Putin angekündigte „grandiose“ Modernisierung der Streitkräfte als „unspektakulär“ ein. „Man kann bis zum Jahr 2015 viel versprechen, aber man muss es auch bezahlen können“, sagte er gestern.