EADS erhält Auftrag vom US-Militär: Heimniederlage für Boeing

Der europäische Luftfahrtkonzern erhält einen der größten Aufträge des US-Militärs. EADS-Chef Gallois frohlockt, der amerikanische Konzern Boeing ist düpiert.

EADS soll die amerikanische Tankflugzeug-Flotte modernisieren. Bild: dpa

Jubel beim europäischen Luftfahrtkonzern EADS: Gemeinsam mit der US-Rüstungsfirma Northrop Grumman hat EADS einen der größten Militäraufträge der US-Geschichte gewonnen. US-Rivale Boeing geht bei dem historischen Auftrag vorerst leer aus.

Das transatlatische Joint Venture soll für die US-Luftwaffe 179 Tankflugzeuge auf Basis einer militärischen Variante des Airbus A330 produzieren. Das Geschäft hat einen Wert von mindestens 35 Milliarden US-Dollar. Es ist der höchstdotierte Auftag, den das US-Verteidigungsministeriums je an ein europäisches Unternehmen vergeben hat. Folgeaufträge sind wahrscheinlich, denn die USA wollen ihre gesamte Flotte von 530 fliegenden Tankstellen in den nächsten 30 Jahren austauschen. Die Flugzeuge sind für die USA strategisch wichtig, denn nur mit Tankflugzeugen kann die US-Luftwaffe in weit entfernten Einsatzgebieten operieren. Für die vollständige Erneuerung der 40 Jahre alten Flotte winken Aufträge von über 100 Milliarden US-Dollar.

EADS-Chef Louis Gallois äußerte sich begeistert: "Das ist der beste Zuschlag, den ich in meinem Leben bekommen habe", sagte Gallois der Financial Times. "Das ist ein Anlass, sehr stolz zu sein." Auch die Regierungen in Deutschland und Frankreich zeigten sich erfreut. "Das ist ein Riesenerfolg für die europäische Luftfahrtindustrie", sagte Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU). Frankreichs Präsident Nicolas Sarkozy sprach von einem "historischen Erfolg". Empörung löste die Entscheidung in den USA aus: "Wir sind schockiert, dass die Luftwaffe den Auftrag an eine europäische Firma vergeben hat", sagte der demokratische Senator Patty Murray. "Das ist ein Schlag gegen die US-Flugzeugindustrie und gegen die amerikanischen Arbeiter."

Der weltgrößte Flugzeughersteller Boeing galt bei der Vergabe des Großauftrages eigentlich als haushoher Favorit. Seit 50 Jahren beliefert der US-Konzern die US-Luftwaffe mit Spezialflugzeugen. "Wir sind sehr enttäuscht", kommentierte Boeing-Sprecher Jim Condelles die Entscheidung. Boeing werde ausführliche Informationen von der US-Luftwaffe verlangen. "Der A330 transportiert mehr Fracht und hat eine größere Reichweite als das Flugzeug von Boeing", begründete ein Airforce-Sprecher gegenüber der BBC den Entschluss.

Die Niederlage ist für Boeing bitter, denn der Konzern hatte schon im Jahr 2001 von der US-Luftwaffe den Zuschlag für den Bau von 100 Tankflugzeugen erhalten. Das Geschäft wurde jedoch 2003 wegen Manipulationen anulliert und neu ausgeschrieben. Die Affäre entwickelte sich zu einem Skandal, in dessen Folge der damalige Boeing-Finanzvorstand zu einer Gefängnisstrafe verurteilt wurde und Ex-Boeing-Chef Phil Condit zurücktrat. Nun warnte der US-Konzern davor, dass durch die Entscheidung langfristig bis zu 44.000 Arbeitsplätze in den USA gefährdet seien. EADS-Partner Northrop Grumman hält dagegen, der Bau der Flugzeuge werde 25.000 Jobs bei Zulieferfirmen in den US schaffen, denn 60 Prozent der Auftragsbestandteile gehen in die USA. So hat es das US-Militär gefordert. Für die Endmontage würde erstmals seit 40 Jahre auch wieder ein neues Flugzeugwerk in den USA gebaut. Im Bundesstaat Alabama entstehen deshalb 2.000 neue Arbeitsplätze. Aber auch in Europa werden tausende Jobs gesichert. "Viele Teile werden in unseren europäischen Werken gefertigt", sagte EADS-Chef Gallois. Sämtliche deutsche Airbus-Werke seien an der Fertigung der A330 beteiligt, sagte ein Sprecher von Airbus Deutschland. 2012 sollen die ersten Flugzeuge der US-Luftwaffe übergeben werden.

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