Mein Computer gehört mir

Die Bundesregierung hat ein neues Gesetz gegen so genannte Dialer erlassen. Aber das ist nicht genug

Kaum noch jemand erinnert sich an die Zeiten, in denen vornehmlich kalifornische Träumer allen Ernstes glaubten, dass der Computer ganz allein den Leuten dient, die mit ihm umgehen können. Und wenn sich jemand daran erinnert, dann nicht besonders gerne, denn zu viel ist schief gelaufen seither. Das Web sollte alle Informationen der Welt erschließen, und eigene Webseiten sollten sogar Kinder schreiben können. Es lohnt sich, gelegentlich die rechte Maustaste zu benutzen, um den Quellcode einer beliebigen Webseite von heute anzusehen. Alles klar? Profis haben die Sache übernommen und nehmen mit der größten Selbstverständlichkeit an, dass kein Mensch versteht, was sie tun. Meistens verstehen sie es wahrscheinlich nicht einmal selber, deswegen vergeht kein Tag ohne Katastrophenwarnungen vor Sicherheitslöchern, geklauten Passworten, Viren etc.

Bei Aldi stehen jetzt Computer mit mehr als einem Gigabyte Arbeitsspeicher im Regal. Wozu diese Hochrüstung dient, weiß kein Mensch, am allerwenigsten der Kunde, der ein solches Gerät von der Stange kauft, fertig eingerichtet mit Softwarepaketen von Microsoft, deren Innereien ein streng gehütetes Betriebsgeheimnis sind. Computer gehören nicht den Leuten, die sie gekauft haben und nun selbst für ihre eigenen Zwecke benutzen wollen, sie gehören den Firmen, die sie für ihre Kunden programmieren und Unsummen Geld damit verdienen, dass sie sich nicht dagegen wehren können.

So wird es nicht mehr lange bleiben können. Programmieren ist längst nicht so schwierig, wie es uns die Softwareklempner von heute einreden. Die nötigen Grundkenntnisse gehören in die Unterrichtspläne der Volksschulen und sind leichter zu begreifen als die Mengenlehre. Aber so weit denkt die Bundesregierung noch nicht. Letzte Woche hat sie wieder einmal ein Gesetz gegen so genannte Dialer erlassen. Das sind Programme, die sich selbst auf einem Computer einrichten und ihn für viel zu hohe Gebühren mit einem ganz bestimmten Internetknoten verbinden. Das dürfen sie nun nicht mehr, ohne vorher zu fragen und darüber zu informieren, wie viel die Verbindung kosten wird. Das Gesetz schreibt sogar vor, dass diese Mitteilung mindestens ein Drittel des Browserfensters einnehmen muss. Außerdem dürfen sich solche Programme nicht auch noch selbst löschen, wenn sie ihren Zweck erfüllt haben, damit die betrogenen Benutzer des Computers wenigstens eine gewisse Chance haben, den Schaden bei Gericht einzuklagen. Den Mut, alle Programme dieser Art schlicht zu verbieten, weil sie das Privateigentum verletzen, hatte die Regierung leider noch nicht. Das Gesetz wird deswegen nicht viel nützen. NIKLAUS HABLÜTZEL