Plakativer Euro-Schlüppi

Österreich hat es wieder geschafft: Die Kunst-Plakate „25 Peaces“ sorgten für einen aufgeregten „Porno-Skandal“

Nackte Haut in der Kunst kann immer noch Skandale provozieren – zumindest in Österreich. „25 Peaces“ ist der wortspielende Titel einer kulturellen Ergänzung zum Gedenkjahr 2005, in der sich Künstlerinnen und Künstler mit Österreich und Europa und dem Frieden auseinander setzen. Die auf beweglichen Plakatwänden, sogenannten Rolling Boards, montierten Arbeiten wurden nach nur zwei Tagen aus dem Verkehr gezogen. Die Künstler beugten sich dem politischen Druck des Kanzleramts, das die Aktion zwar initiiert und gesponsert hat, wegen des öffentlichen Aufschreis aber kalte Füße bekam.

Eines der Bilder zeigt einen weiblichen Unterleib mit gespreizten Beinen im Stil von Gustave Courbets Skandalbild „L’origine du monde“. Anders als bei Courbet trägt die Frau allerdings einen blauen Slip mit den Sternen der EU. Auf dem anderen sieht man – in zwei Varianten – drei nackte Models, die sich in eindeutigen Positionen miteinander zu vergnügen scheinen. Das Skandalöse daran: Sie tragen Masken mit den Gesichtern von George W. Bush, Jacques Chirac und Queen Elizabeth II.

Einen „Porno-Skandal“ ortete als Erstes das Massenblatt Kronen Zeitung. Die FPÖ stimmte in die Entrüstung ein und forderte den Rücktritt des verantwortlichen Intendanten. Und auch die SPÖ, früher ein Anwalt der Freiheit der Kunst, gab sich empört. Schließlich herrscht Vorwahlkampf. Fraktionschef Josef Cap erklärte, das sei keine Kunst, und erregte sich über die Finanzierung des Projekts durch das Bundeskanzleramt. Kanzler Wolfgang Schüssel leugnete zwar anfangs die Verwendung von Steuergeldern, doch mussten seine Sprecher bald zugeben, dass die Verstaatlichten-Holding ÖIAG gebeten worden war, das Projekt aus öffentlichen Mitteln zu sponsern. RALF LEONHARD