Frustrierter Abgesang auf eine schöne Idee

UN-Sondergesandter Martti Ahtisaari glaubt nach dem Nein aus Belgrad nicht mehr an eine Einigung über das Kosovo

SARAJEWO taz ■ Eine Einigung zwischen Serben und Albanern hält der UN-Sondergesandte Martti Ahtisaari seit gestern für höchst unwahrscheinlich. Nach der Ablehnung seines Planes im serbischen Parlament am Donnerstagabend seien die Fronten ziemlich verhärtet, erklärte er in einem Interview. Gleichzeitig rief er alle Parteien dazu auf, von Gewalt Abstand zu nehmen.

Ahtisaaris Plan sieht für Kosovo eine weitreichende Selbstbestimmung vor – einschließlich des Rechts auf eine eigene Flagge, Nationalhymne, Streitmacht, Verfassung und Mitgliedschaft in internationalen Organisationen. Andererseits erhält die serbische Minderheit das Recht, eigene Gemeinden zu bilden, die direkte Beziehungen zu Serbien unterhalten können.

Das serbische Parlament erklärte in einer Resolution mit überwältigender Mehrheit nur gegen die Stimmen der kleinen „Liberalen Partei“, der Plan Ahtisaaris sei illegal und schaffe widerrechtlich die Basis für einen neuen unabhängigen Staat auf dem Territorium Serbiens. Der Großteil der kosovoalbanischen Parteien hat sich dagegen für den Plan ausgesprochen.

Zwar erklärte sich Belgrad bereit, am 21. Februar zu weiteren Gesprächen nach Wien zu kommen, doch diplomatische Beobachter beurteilen die Erfolgsaussichten als gering. Die Serben spielten auf Zeit, hieß es aus Quellen im Hauptquartier der UN-Mission im Kosovo. Jetzt könne der Plan für einen neuen Status des Kosovo nur noch dem Weltsicherheitsrat vorgestellt werden. Das ständige Mitglied Russland aber würde ihn mit einem Veto zu Fall bringen, befürchten sie. Der russische Diplomat und Kosovo-Beauftragte Alexander Bozan-Chartschenko hat am Donnerstag die Einwände Präsident Putins gegen den Plan Ahtisaaris erneuert. Die serbischen Interessen seien darin nicht gewahrt, sagte er laut der Nachrichtenagentur Itar-Tass.

Gegen die Teilung des Kosovo nach ethnischen Kriterien hatten am letzten Samstag einige tausend Kosovoalbaner der Bewegung „Selbstbestimmung“ demonstriert. Nach Darstellung der Organisatoren ging die UN-Polizei mit von Gummi ummantelten Metallgeschossen brutal gegen die Demonstranten vor. Zwei Demonstranten erlagen ihren Verletzungen, weitere 80 Teilnehmer mussten in Krankenhäusern behandelt werden. Der Innenminister des Kosovo, Fatmir Rexhepi trat schon am Montag wegen der Opfer von seinem Posten zurück.

ERICH RATHFELDER

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