Versprochene Wasserpartys bleiben vorerst ein Traum

■ Sportstaatssekretär Hans-Jürgen Kuhn (AL) zum Vorhaben des Senats, die Freibäder abends länger offen zu halten und Pool-Partys zu veranstalten: „Eine generelle Verlängerung von Badezeiten ist nicht möglich“ / Vielleicht „langer Samstag“ bei einzelnen Schwimmbädern

taz: Du hast bei Deiner Antrittspressekonferenz im Mai erklärt, die öffentlichen Schwimmbäder sollen besser genutzt werden. Daß heißt, sie sollen am Abend länger offen bleiben, und es sollen Pool-Partys veranstaltet werden. Noch ist nichts passiert.

Hans-Jürgen Kuhn: Es hat sich gezeigt, daß wir kein zusätzliches Personal bekommen für das nächste Jahr, um entsprechende längere Öffnungszeiten durchzuführen. Trotzdem wollen wir daran festhalten, wenigstens in bestimmten Ausnahmefällen an Wochenenden einmal etwas Neues zu probieren. Aber ich glaube, daß es schwierig werden wird es noch in diesem Sommer hinzukriegen, weil die Zeit zur Vorbereitung einer gelungenen Pool-Party doch ein bißchen knapp geworden ist.

Warum behilft man sich nicht mit Arbeitslosen oder Studenten?

Das wäre eine unkonventionelle Möglichkeit, aber hier muß man auch sagen, daß sich die Personalräte der Bezirke natürlich dagegen wehren, daß mit kurzzeitigen Aushilfen und Vertretungen gearbeitet wird. Sie hätten lieber, daß Dauerarbeitsplätze etwa bei Schwimmeistern oder Gehilfen geschaffen werden, die dann längere Öffnungszeiten durchführen. Von daher wird es schwer werden, eine generelle längere Öffnungszeit in allen Bäder durchzusetzten. Aber exemplarisch mal an Wochenenden was zu probieren, daran wollen wir auf alle Fälle festhalten.

Aber nicht mehr in diesem Sommer?

Wenn man so einen Versuch unternimmt, wünsche ich mir, daß er als rundrum gelungen bezeichnet werden kann. Das heißt, so eine Party bei längerer Öffnungszeit wird nur spannend, wenn man Musik, Wasserspiele, Wasserzirkus und ähnliches anbieten kann, und das wird kaum noch bis Ende September vernüftig auf die Beine zu stellen sein.

Man könnte ja auch kleinere Brötchen backen und in diesem Sommer wengistens einige Freibäder in Anlehnung an den verkaufsoffenen Samstag einmal im Monat abends länger offenhalten. Zum Beispiel das Prinzenbad in Kreuzberg, das „Lochow„-Bad in Wilmersdorf und und das Bad am Olympiastadion.

Das können wir noch mal probieren. Wir haben jetzt nur festgestellt, daß das große Projekt wahrscheinlich nicht mehr klappt. Aber wir werden noch mal prüfen, ob man eine normale längere Öffnungszeit z.B. an Wochenenden hinkriegt.

Gibt es dagegen großen Widerstand in den Verwaltungen?

Klar, weil die Mitarbeiter auch nicht gerne bis 22Uhr am Beckenrand stehen wollen. Es bedarf schon besonderer Überredungskünste, um sie zu so einem Tun aufzufordern.

Vielleicht sollte die schwimmfreudige Basis da mal ein bißchen Dampf machen. An wen müßte sie sich denn wenden?

Das ist nicht schlecht. Im Grunde genommen an den Bezirk, dem die Bäder und Öffnungszeiten obliegen. Wir haben nur unmittelbaren Zugriff aufs Olympiabad, ansonsten müßten sich die Interessenten in der Bezirksverordnetenversammlung stark machen - über die Fraktion oder über Eingaben, daß im Sportamt längere Öffnungszeiten möglich gemacht werden. Der Senat würde das sofort unterstützen.

Und was bedeutet das fürs Olympiabad?

Da werden wir noch mal in Gespräche eintreten und gucken, ob wir noch während oder nach den Sommerferien gelegentlich länger aufmachen können.

Wie sehen die Öffnungszeiten der Freibäder im kommenden Jahr aus?

Da wir für 1990 in den Personalverhandlungen kein zusätzliches Personal bekommen haben, scheidet wohl eine generelle Verlängerung der Badezeiten aus. Aber was man probieren kann, ist in Absprache mit den Bezirken gezielt Sonderaktionen zu machen mit gelegentlich längeren Öffnungszeiten. Mehr wird auch im nächsten Jahr sicherlich nicht durchzusetzten sein.

Interview: plu