Bäderchef vermutet weitere Betrugsfälle

■ Wundersame Besuchervermehrung durch elektronische Kassen

Der Betrugsskandal im Kreuzberger Prinzenbad wirft auch einen Schatten auf die anderen Berliner Schwimmbäder. Der Geschäftsführer der Berliner Bäder Betriebe (BBB), Günter Kube, äußerte gestern gegenüber der taz die Vermutung, daß die Betrügereien im Prinzenbad „nur die Spitze des Eisbergs“ seien.

Auffällig ist, daß die Besucherzahlen in Bädern um zehn bis 15 Prozent angestiegen sind, seit sie mit elektronischen Kassen ausgerüstet sind, wie BBB-Sprecher Manfred Radermacher berichtete. Polizei und BBB stehen allerdings vor dem Problem, falsche Abrechnungen nur sehr schwer nachweisen zu können. Denn auch wenn man davon ausgeht, daß für einen Betrug an der Kasse die Besucherzahlen bislang nach unten manipuliert wurden, ist die Zunahme der Besucherzahlen kein eindeutiger Hinweis auf weitere Betrugsskandale.

Im Hallenbad an der Leonorenstraße in Lankwitz stieg die Zahl der Besucher von durchschnittlich 1.000–1.200 am Tag vor der Installation der neuen Kasse auf 1.800 bis 2.000 Besucher am Tag nach der Einrichtung. Das führt BBB- Sprecher Radermacher jedoch vor allem auf die neue Sauna und die Renovierung des Bades zurück. Außerdem müßten die Besucher nicht mehr passendes Kleingeld haben, um das Bad besuchen zu können. Beim Bad am Spreewaldplatz macht Radermacher die gezielte Werbung, etwa die Silvesterpoolparty oder das Fest zum 10jährigen Bestehen, für den Besucheranstieg verantwortlich.

Ein Betrug wie im Prinzenbad wäre mit den neuen elektronischen Kassen jedoch nicht möglich gewesen.

Zwölf Mitarbeiter sind dort inzwischen entlassen worden, weil man ihnen Unterschlagung vorwirft. Sie sollen Badegästen nichtentwertete Eintrittskarten abgenommen und sie an der Kasse erneut verkauft haben. Insgesamt soll laut Polizei ein Schaden von mehreren 100.000 Mark entstanden sein.

Bislang gibt es 21 Bäder in Berlin, in denen der Entwerter die Tickets elektronisch liest. Das Prinzenbad wird erst jetzt umgerüstet, ebenso wie 18 weitere Bäder in diesem Jahr. Bis zum Jahr 2000 sollen alle 77 Frei- und Hallenbäder mit dem neuen Kassensystem ausgerüstet sein. Jutta Wagemann